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Die Baukunst Alt-Münchens

I. Abschnitt: Das Bauwesens Alt-Münchens von der Städtegründung bis Ende des 16. Jahrhunderts

a) Baustoffe und Bauformen

9. Blendsprossenansätze an den Türmen der Frauenkirche.

Marmor, entweder von Ruhpolding oder von Adnet (bei Hallein), später auch von Tegernsee und vom Untersberg, wurde von den Alten nur zu besonderen Zwecken verwendet; Marmor war natürlich für München ein außerordentlich kostbares Baumaterial, schon wegen der weiten Entfernung der Bruchstellen, dann auch wegen der kostspieligen Bearbeitung. Man verwendet sie ihn also nur zu Schmuckstücken, hauptsächlich zur Epitaphien, wie heute noch an und in den alten Kirchen ersichtlich (siehe Abb. 1: Gedenktafel an der Peterskirche); dann aber auch zu Säulen und Brüstungen, wie zu denen im zweiten Stockwerk des Turnierhofes. (Münze.)

Ein Baustoff, unseren Alten sehr wichtig, aber ohne Einfluss auf die Bauformen, bedarf noch der Erwähnung: es waren dies Isarkiesel, die als Füllmaterial in starken Mauern verwendet wurden; die beiden Außenseiten der Mauern wurden mit Backsteinen verblendet. dieses Guss- oder Füllmauerwerk, durch einen ausgezeichneten Mörtel zusammengehalten, was sehr kompakt und konnte einen ziemlichen Druck aushalten. Beim Abbruch der alten Stadtmauer stieß man wiederholt auf diese Gußmauern; sie waren immer tadellos erhalten, so in jüngster Zeit beim Niederlegen der bis zu 2 m dicken Gemein- (Kommun-) Mauer die Anwesen Nr. 10 und 11 an der Weinstraße (Schutzmann Kaserne, erste Stadtumwallung) und der Mauer an der Angerfronfeste (zweite Stadtmauer).

9. Blendsprossenansätze an den Türmen der Frauenkirche.

Es mögen nicht allein Gründe der Kostenersparnis für die Verwendung der Isarkiesel maßgebend gewesen sein, sondern es wird auch Schwierigkeiten gemacht haben, gut gebrannte Backsteine in solch genügender Zahl herbeizuschaffen, als sie zum Bau der Tore und der Stadtmauern notwendig waren. Den es auch Jahrzehnte bedurfte, um die beiden Stadtwehrungen herzustellen, so müssen wir doch anerkennen daß es für die damalige Zeit bedeutende Unternehmungen waren, die die Anspannung aller Kräfte erforderten.

Isarkiesel wurden, wie bereits erwähnt, auch zu Straußenpflasterng verwendet; nach Lipowsky gab es erst Ende des 14. Jahrhunderts gepflasterte Straßen; wenn dieses Pflaster auch nicht angenehm zu begehen war (die Art dieser Pflasterungen hat sich bis heute stellenweise noch erhalten), und auch schwer rein zu halten gewesen sein muß, so hatte es doch den Vorzug der Billigkeit, abgesehen davon, daß eben anderes Material nicht zu beschaffen gewesen wäre.

Einschneidender für das Aussehen der Straßen war die Einführung des sogenannten roten Pflasters, den drei Fuß breiter Fußpfad von Ziegelsteinen an den Häusern entlang (wahrscheinlich ausgestellten Steinen ausgeführt). Um diesen Fußpfad herstellen zu können, waren Polizeiverordnungen notwendig,24) wonach die in die Straße vortretenden Kellerhälfte25) entfernt werden mussten, ferner Stiegen,26) sogar einzelne Stufen, Vordächer usw. Kellerfenster mit einem Schuh Ausladung waren nur dann erlaubt, wenn sie mit einem Eisengitter verwahrt wurden.-

Wenn wir die Hauptergebnisse unserer bisherigen Forschungen zusammenfassen, so finden wir gerade in München den Satz bestätigt, daß die Baustoffe die Bauformen bestimmen.

Wir haben gesehen, wie unter dem Einfluß strenger polizeilicher Vorschriften die Holzbauten des ersten München dem Backsteinbau Platz machen mußten; die Stadt des Welfenherzogs Heinrich des Löwen verschwand und es entstand unter dem weitsichtigen und tatkräftigen Wittelsbacher Fürsten, Kaiser Ludwig dem Bayern, eine Residenz die ein ganz anderes Aussehen hatte, als es die erste Stadt hatte. Der Ziegelbau war fortan das Hauptelement des Münchner Bauwesens und zwar in


24) Die bauliche Entwicklung Münchens vom Mittelalter bie in die neuste Zeit, S. 71.
25) Einer dieser Kellerhälfte ist noch im Hof des Hauses Burgstraße Nr. 11 erhalten, s. Abb. 15. Die Keller waren damals, wie jetzt noch in altertümlichen Städtchen zu finden, nur von der Straße aus durch eine steile Treppe zugänglich; diese Treppen waren oftmals umgebaut, um die Stufen vor Regen und Schnee zu schützen und um den Kellerraum abzuschließen.
26) Gemeint sind wahrscheinlich die Zugänge zu den Wohnungen im oberen Stockwerk, denn die Verordnung stammt noch aus dem Jahre 1370.

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