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Alte Bücher

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Die Baukunst Alt-Münchens

II. Abschnitt: Baugeschichtliche und bautechnische Erläuterungen zu den Stadtbildern.

19. Das innere Sendlingertor

20. Das innere Sendlinger Tor (Innenseite)

wurden sie nicht beseitigt, sondern erneuert, erhöht und künstlerisch ausgestaltet; so kommt es, daß sie nicht mehr ihre frühmittelalterliche Gestalt zeigen, sondern vielmehr den Hochbauten des späteren entstandenen äußeren Mauerrings gleichen.43)

Die Gründe für die Erhaltung dieser alten Tore mögen zweierlei Art gewesen sein: Liebe an dem Althergebrachten und pietätvolle der Rücksichtnahme gegen Erinnerungszeichen aus früheren Zeiten; dann aber auch ein praktischer Grund: der Gedanke an die Möglichkeit innerer Bürgerkämpfe, ähnlich wie dies in Italien der Anlaß zur Erhaltung der alten Türme im Inneren der Städte war.

Das innere Sendlingertor wurde erst im Jahre 1808 abgebrochen.

Bei der Innenansicht des Tores (Abbildung 20) fällt uns besonders das burgähnliche Gebäude mit ausgebauchter Grundform44), das links an das Tor angebaut ist, auf; es war dies die Behausung Herzog Ludwigs des Brandenburger45) in der am Morgen des 6. Februars 1348 Herzog Konrad von Teck durch Schweiker von Gundelfing, Rat und Hofmeister der herzoglichen Brüder Ludwigs des Brandenburger ist und Stephan ermordet wurde. (Schweiker von Gundelfing war auch Besitzer der Möveninsel im Wörthsee.)

Die Straßenansicht dieses trutzigen Bau hat etwas Auffallendes in der Ausbildung seiner Gliederung: während der Grundriß gebogene Teil nur zweigeschossig ist und wenig Fenster hat, ist der anstoßende gerade Teil am Rindermarkt dreigeschossige und als Wohnhausbau, dem damaligen Baucharakter entsprechend, ausgebildet; die Zinnen bekrönen aber auch diesen Hauptteil, der mit dem anderen Bau einen viereckigen Hof nach umschließt.

An der Außenseite des Tores bemerken wir rechts und links zahlreiche Kaufläden mit kleinen Dächern überdeckt; die Zugbrücke, die den in der Nähe des Tores vorbeiführenden Glockenbach früher zweifellos überbrückt hat, ist längst verschwunden; der Bach ist mit Wohnhäuser überbaut.


43) München und seine Bauten, Abschnitt 2: das München Jakobs Sandners, S. 29.
44) Ihre Linie hat sich übrigens bis heute, wenn auch verkürzt und nach innen gedrängt, noch erhalten.
45) Vgl. Münchner Neuesten Nachrichten (Gen.-Anz.) vom 13. August 1916: „Den Möveninsel in Wörthsee“.

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