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Alte Bücher

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Die Baukunst Alt-Münchens

I. Abschnitt: Das Bauwesens Alt-Münchens von der Städtegründung bis Ende des 16. Jahrhunderts

a) Baustoffe und Bauformen

die, wie ich in der Abhandlung „München im 16. Jahrhundert“ nachgewiesen habe, in ganz Altbayern verbreitet war, wahrscheinlich aber erst in der Zeit der Renaissance einstand und zur Blüte kam. Den Alt-Münchnern Baumeister war Quarzsand unbekannt; er kommt zwar in der Nähe vor, wie bei Fürstenfeldbruck, bei Massenhausen usw., aber wenn sie ihn auch gekannt hätten hätten sie ihn sicherlich doch nicht verwendet; hatten sie doch in dem weiten Isarbett Sand in jeder Körnung und in der nächster Nähe zur Verfügung; sie konnten ihn im beliebigen Mengen wegnehmen, der Isarfluß sorgte jedes Jahr wieder für Ergänzung des Bedarfes.

Das Geschiebe der Isar, Kies und Sand, diente den Münchnern aber auch noch zu anderen Zwecken; Kies kam in allen Größen vor, auch mit verschiedenen Eigenschaften.

Wer sich die Mühe gibt, das Isargerölle zu beobachten, wird finden, dass die Steine in allen Farben wechseln, welche oft dazu noch mit interessanten Zeichnungen und Aderungen durchzogen sind; es sind durch gegenseitiges Abschleifen rundlich gewordene Trümmergesteine aus Marmorlagern im Gebirge, deren Fundstellen zumeist unbekannt sind und aus welchen einzelne Teile durch die Gewalt des Gebirgsstromes bis zu und geschwemmt werden. Wie die Steine im Aussehen wechseln, so sind auch die Eigenschaften verschiedene, was unsere alten wohl wußten: die einen Steine eignen sich zum Kalk brennen 15) andere zu Pflastersteinen, wieder andere zum Mauersteinen (zu Gußmauerwerk). Der Kies wurde gesiebt und ergab seinen Schwemmsand zum Verputz der Wände im Inneren der Häuser; der gröbere Sand wurde zum Außenputz verwendet.

Von diesem gröberen Sand gab es wieder verschiedene Körnungen; der weniger grobe wurde zum Verputzen der Mauern verwendet; besonders durchgeworfener Kies, mit Körnern vielleicht in Haselnußgröße, wo die Flächenartig auf den ersten Putz aufgetragen und führte so zu der eben erwähnten sehr reizvollen Flächenputzarchitektur, die eigentlich mehr eine Handwerkskunst, aber deswegen nicht minder beachtenswert ist. Diese Raubputz wurde als Umrahmung, entweder in geraden oder bewegten Umrißlinien um die Fenster- und Türenöffnungen herumgeführt, wird diente auch zur Herstellung der Brüstungsfüllungen, die mit fortschreitender Zeit sogar eine reiche Ausbildung erhielten, der Lisenen, von quaderähnlichen Ausbildungen usw. (siehe. Abb. 5, 6, 7, 8, 11, 16).

Wenn man sich dazu die damals übliche farbliche Behandlung der Häuser denkt (sie hat sich inbesonders auf dem Lande bis heute noch erhalten), fast an jedem Haus Heiligenfiguren oder Heiligenbilder, Hauszeichen oder Aushängeschilder, so kann man sich wohl vorstellen, daß München, wenn es auch keine reiche Stadt war (wie Augsburg oder Nürnberg), einen äußerst gemütlichen, farbenfrohen Eindruck gemacht haben muß.

Eigentliche Gesimse, oder überhaupt starke vortretende Architekturteile waren und bürgerlichen Häuser unbekannt oder wenigstens sehr selten. 16) Die Alten verschmähten Vortäuschungen anderer Materialien, sie konnten Gesimse nur herstellen, wenn  ie die Backsteine auskragen ließen Und Profilie daran zogen. dem Hausstein war, wie bereits erwähnt, in Münchens Umgebungs selten 17) und wurde nur in besonderen Fällen verwendet.

Noch vor Großhesselohe beginnen sich die Geröllanhäufungen der Steilhänge zu zusammengeschlossenen Steinschichten zu verdichten; es entstand eine Art natürlicher Beton, die sogenante Nagelfluhe. Zu Werkquadern sind aber diese Felsbildungen nicht geeignet, sie sind in größeren Abmessungen nicht gewinnbar und gegeben höchstes Bruchsteine (für Uferschutzmauerungen und dergleichen). Dagegen finden wir schon abbauwürdige Gesteinbänke in Gleißtal bei Deisenhofen; ergiebigere Nagelfluhbrüche sind jedoch in Biber bei Brannenburg. Diese Konglomerate sind aus Kieseln verschiedener Färbung zusammengesetzt, mit einem grauen, versinterten Sand verbunden; das Material ist grob körnige und lässt infolgedessen auch nur gröbere Bearbeitung zu. Die Alten wußten deshalb nicht viel damit anzufangen, es fehlten ihnen auch die Werkzeuge zu einer richtigen Bearbeitung; das Gestein wurde deshalb nur zu glatt bearbeitetem Quadermauerwerk verwendet, wie z.B. zum Sockel der Frauenkirche. Dr. Debbecke gibt in dem bereits erwähnten Aufsatz in : „ München und seine Bauten“ an, Nagelfluhe sei zu den Fundamenten der Frauenkirche verwendet worden; unmöglich wäre dies nicht, aber wahrscheinlich ist der Sockel dieser Kirche damit gemeint.

Noch eine Mitteilung Prof. Hugo Kochs 18) sind Kalksteine von Lenggries bei Tölz zu den Fundamenten der Frauenkirche verwendet worden; ob diese Angabe urkundlich bestätigt ist, und auf Untersuchungen am Bau selbst beruht, ist leider nicht ersichtlich. Dieses Material aus Lenggries, ein spröder, dichter Kalk von weißer und grauer Farbe, kommt in verschiedenen Schichtenhöhen vor und kann in Dimensionen bis zu zwei Kubikmeter gewonnen werden. Die Verwendung dieses Materials im alten München


15) Daraus sich nach dem Plan von Volkmer aus dem Jahre 1613 die Kalköfen in der Nähe der beiden Länden befanden, scheint München Steine zum Kalkbrennen auch noch von Orten isaraufwärts bezogen zu haben, vielleicht auch erst in späteren Zeiten.

16) Vielleicht lassen die bereits erwähnten eingeschnittenen Linien an einzelnen Häusern im Modell Sandners darauf schließen, dass diese Häuser mit Gesimsen versehen waren, wie z.B. der staatliche Haus, das sich anstelle der jetzigen Feldherrnhalle befand.

17) S. Meinem Aufsatz in dem Werke „Münchner seine Bauten“: die Verwendung von Hausteinen in München, S. 793

18) Die natürlichen Bausteine Deutschlands, S. 29.

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