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Alte Bücher

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Ein Jahrhundert München

Kriegsschicksale im Herbst und Winter 1805

Aus den Tagebüchern Lorenz von Westenrieders

Schranne gekommen. — Um neun Uhr führten französische Chasseure etwa 150gefangene Österreicher der Kaserne beim Neuhausertor zu. Bald darauf sprengte ein Chevaurlegers- Bataillon der Unsrigen vom Neuhauser- oder Karlstor herein, durch die Stadt, hinaus zum Isartor. Um halb zehn Uhr ritt durch das Schwabingertor herein ein französisches rotgekleidetes Kavallerieregiment über den Platz zum Isartor fort. — Die ganze Stadt befindet sich in einer unbeschreiblichen Freude, und niemand merkt, daß der Schnee auf den Dächern liegt und daß es beständig Nebel reißt. Soeben wurde mir heute Abend angesagt, daß eine allgemeine Stadtbeleuchtung sein werde. Nach zehn Uhr kamen durch das Karlstor einige bayerische Regimenter zu Fuß und mar­ schierten durch das Isartor wieder fort, ohne auch nur eine Minute Halt zu machen, und dies bei der allerschlimmsten Witterung und ganz und gar grundlosen Straßen.

Um elf Uhr war alles wieder wie eine Erscheinung verschwunden, und nur unsere guten Wünsche waren bei den Truppen. 2n den Pfarrkirchen wurden feierliche Ämter und Te Deum laudamus gehalten. — Bon zwölf Uhr angefangen, kamen beständig neue Regimenter in der Stadt an, teils bayerische, teils französische,- einige marschierten gleich wieder ab. Es waren alle Gassen mit Soldaten gefüllt, von welchen abends einige tausend in Quartiere verteilt wurden. Den ganzen Tag wurden gefangene

Österreicher in die Stadt eingebracht. Der französische Marschall Bernadotte, welcher die französischen Truppen kommandiert, ist ebenfalls angekommen und logiert in der Residenz des Herzogs Wilhelm von Birkenfeld.

Den 21., 22. und 23. Oktober wurden noch immer Quartiere ausgeteilt, so daß alle und jeder Einwohner der Stadt unter den größten Bedrängnissen seufzen und jammern. In und um die Stadt in einem Bezirk von 3—4 Stunden sind zuverlässig scchzigtausend Mann. Beständig wird Heu und Stroh und Getreide, das die Inhaber von Wiesen und Äckern unentgeltlich liefern müssen, zugeführt. Die Theatinerkirche ist zu einem Heumagazin benützt worden.

Den 24. Oktober. Heute Abend nach sieben Uhr, da es schon sehr finster war, wurde in den Pfarrkirchen geläutet, und bald darauf kam der Kaiser Napoleon mit einem prächtigen Gefolge. Zu gleicher Zeit wurde die ganze Stadt beleuchtet und auf dem Hauptplah Musik gemacht. Es war trockenes, aber sehr kaltes Wetter.

Den 26. Oktober. Heute Mittag belustigte sich der Kaiser Napoleon mit einer kleinen Jagd, von welcher er um drei Uhr, während des Durchmarsches der Armee durch die Kaufingergasse, zurückkehrte. Er ritt, wie der Einzige von einsamer Größe, in einen ganz einfachen Rock gekleidet, auf einem Schimmel voraus, und ihm folgte eine große Menge von Gold und Silber schimmernder Generale und dergleichen.

Den 29. Oktober. Heute vor halb zwölf Uhr mittags kam unser Kurfürst. Er wurde mit einem jubilierenden Vivatruf empfangen. Er stieg bei dem Tor, dem Hofgarten gegenüber, ab.

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