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Die bayerische Ruhmeshalle und die Collosalstatue Bavaria

II. Abschnitt. Ferdinand Miller und der Guß und die Aufrichtung der Colossalstatue Bavaria

Metall flüßig gemacht werden sollten, sehr zu fürchten, daß er Riſſe bekommen und gänzlich mißlingen würde, wenn der Kern beim Züsammenziehen des erkaltenden Erzes nicht gehörig nachgebe. Es mußte also dieser Kern mit der größten Vorsicht construirt werden.

Am 10. Oktober 1845 Nachmittags 5Uhr ward der Ofen angezündet. Es waren sechs türkische Dreißigpfünder-Kanonen, 13 kleinere Kanonen, ebenfalls türkisches Geschüß, 60 Zentner Erz in kleineren Stücken, zusammen 330 Zentner im Ofen ; 50 Zentner sollten nachgeworfen werden, wenn das Metall flüßig war. Nachmittags drei Uhr am 11. Oktober war das Metall so heiß, daß man beginnen konnte, den Rest des Erzes nachzusehen. Es mochten ungefähr 20 Zentner nachgesezt sein, als Miller die Bemerkung machte, daß das flüßige Metall bedeutend erkalte. Er ließ stärker und stärker feuern, es half nichts. Er legte kein neues Erz mehr nach, sondern warf Zinn und Zink in den Ofen, aber Alles war vergebens ! Es hatte ein dichter schwerer Nebel sich auf die ganze Gegend gelagert, er drückte allen Rauch auf den Boden; das Feuer brannte trüb und traurig, obwohl die Hiße immer ärger und ärger wurde. Das Erz lag nun im Ofen, wie picker Brei, drei Stunden früher war es doch schon flüßig ! Als Abends 7 Uhr der Meister das Metall noch nicht besser fand, da war sein Muth fast gebrochen, und alle Hoffnung dahin ; jahrelanges Mühen, Ruf und Vertrauen, der schöne herrliche Ofen, sein ganzes Vermögen hielt er für verloren. *) Meister Miller, von der unbeschreiblichen Anstrengung und Aufregung todmüde licß sich bereden, sich auf eine Stunde Schlaf und Ruhe zu gönnen. Kaum eingeschlafen, weckte ihn der fürchterliche Ruf: „ Die Gießerei brennt. " Miller rafft sich blizschnell empor, denn alle Müdigkeit, war verschwunden und fliegt in die Gießerei. Der Dachstuhl stand schon in lichten Flammen; doch die Vorsicht, Sprißen und Schläuche tets in Bereitschaft zu halten, steuerte dem nahen Unglück. Das Feuer war bald gelöscht. Und nun ging es wieder an den Ofen. Siehe, da war das Metall etwas besser geworden, ein lebendiger Westwind, der jeßt wehte, wie von Gott gesandt, blies kräftig in die wieder lustige Flamme; immer fürchterlicher wurde die Hiße, aber auch immer flüßiger das Ecz.

Nun war Lust und Leben überall, so heißt es in Millers Tagebuch.

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*) Es ist hier zu bemerken, daß Miller alle Güße auf eigenes Risico unternehmen muß. Wäre nun im obigen Falle das Erz nicht flüßig geworden, so hätte man es erkaltet ohne den Ofen umzureißen, nicht aus diesem herausbringen können. Bis der Ofen nun wieder mit großen Kosten erbaut gewesen, wäre unterdessen die Form durch Anziehen von Feuchtigkeit unbrauchbar geworden, denn aus einander nehmen ließ sie sich wegen ihrer Zerbrechlichkeit wieder nicht. Daher ſtand Alles auf dem Spiele.

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