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München in guter alter Zeit

Zweites Kapitel - Im Kreuzviertel

Kirche und Kloster entstanden in Folge seines Gelübdes. Es war nämlich die Ehe Ferdinand Marias und Adelheids von Savoyen nach acht Jahren noch mit keinem Sohne gesegnet; da versprach die Kurfürstin dem hl. Kajetan Kirche und Kloster zu bauen, wenn solcher Muttersegen sie beglücke. Und siehe da, sie gebar im Jahre 1692 einen Prinzen, den die hocherfreuten Eltern Emanuel, d. h. Gott mit uns, nannten. Noch im selben Jahre wurden die Kajetaner oder Theatiner  (nach Joh. Peter Carassa, Bischof vom Theate, einem ihrer vier Ordenstifter, sogenannt) nach München berufen; sofort begann auch der Bau der Kirche und des Klosters durch den Baumeister Agostino Barella aus Bologna. Die Thürme wurden erst 1696 von Zuccali und das Kloster von Viscardi, die Fasade aber ward gar erst von einem Meister des Rokokostyles, Fr. de Couvillier, dem Schöpfer der Amalienburg im Nymphenburger Schloßgarten, 1767 vollendet.

Die Kirche besaß, obwohl als die ärmste ihrer Münchner Schwestern geltend, einen merkwürdigen Kirchenschatz, wovon das Silberzeug allein 120,000 Gulden werth gewesen sein soll, und außer dem gewöhnlichen Anhängsel der Theatinerkirchen, der Nachbildung der Lorettokapelle, auch eine sogenannte heilige Stiege, nach dem Vorbilde der Treppe im Hause des Pontius-Pilatus in Jerusalem, auf welcher Christus zu diesem seinem Richter empostieg. Man durfte nur auf den Knien hinaufrutschen und hatte dabei auf jeder der 28 Stufen ein Vater Unser und ein Ave Maria zu beten. Zudem befinden sich in dieser Kirche auch kostbare Gemälde von Veronese, Rubens, Andres del Sarto, Sassoferrato, Rottenhammer, Pozzo und Amiconi und auf dem Kreuzaltar stand ein als wunderthätig verehrtes Cruzifix.

In diesem Kloster lebte in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts der berühmte Pater Sterzinger, der Mitglied der Akademie der Wisenschaften war und tapfer den Aberglauben seiner Zeit bekämpfte, dafür aber kaum seiner Feinde sich erwehren konnte.

In der Theatinerkirche befand sich auch die „Verschwisterung der leibeigenen Dienerinnen Mariens“, eine Stiftung der Kurfürstin Adelheid. Diesem Bündnisse konnten nur adelige Damen angehören. Sie trugen ein weißes Gewand, ein blaues Skapulier, ein eisernes Kettchen, von dessen Ende ein Totenkopf herabhing und ein Kreuz in der Hand und mußten sich in dieser Tracht begraben lassen.

Der Klostergarten wurde nach Aufhebung des Klosters im Jahre 1802 als Hofgarten erklärt und zierlich unterhalten. Später wurde er zum sogenannten Prinz-Karl-Palais geschlagen und hat sich zwischen der Gallerie- und von der Tannstraße zum größten Theile erhalten.

Durch dem Küh- oder Berchembogen führt der Weg in das alte Kühgässel, heute Salvatorstraße, mit zwei Palais der Grafen Minucci und den Behausungen der Grafen Wahl und Waldkirch.

Das nahe Salvator-, nun griechische Kirche trat im Jahre 1493 an die Stelle einer anläßlich eines angeblichen Hostiendiebstahls für die Juden 1413 erbauten Kirche vor dem Schwabingertor, das von ihr unser Herrntor hieß. Die alte Kirche mußte einigen Befestigungswerken weichen und die neue wurde in der Mitte des alten U. L. Frauen-Gottesacker gebaut, der Bauplatz der alten aber durch eine Thurmsäule bezeichnet, die noch am Schluße des vorigen Jahrhunderts am Hause eines nebenan wohnenden Steinmetzen zu sehen war und an ihren vier Seiten die Geschichte des Hostiendiebstahls, die Krönung, Kreuzschleppung und Kreuzigung zeigte.

Bei der im Jahre 1789 erfolgten Beseitigung auch dieses Gottesacker wurde zugleich die Ritterkapelle des Georgi-Ritterordens abgebrochen, in der vordem der Ritterschlag stattgefunden. Gleichzeitig wurde oben erwähnte Thurmsäule weg, so wie eine von Herzog Wilhelm V. gestiftete Ewig-Licht-Säule nach dem Gottesacker vor dem Sendlingerthor verbracht, wo sie noch heute steht.

In der nahen vorderen oder äußeren Pranners- nun Prommenadenstraße besaßen die Grafen Portia einen herrlichen Palast (dermal Museum), nicht minder die Grafen von Königsfeld zwei Palais (jetzt erzbischöfliches Palais und Großhändler Lehmann).

In derselben Straße (Hausnummer 2) befand sich das Hauptlottoamt. Schon Karl Albrecht hatte 1735 das Lotto eingeführt, Maximilian  reorganisierte das selbe 1750, „um ein Werk des Vergnügens mit dem der Mildthätigkeit zu verbinden“ - es wurden von dem Gewinn jährlich fünf

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