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Alte Bücher

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München in guter alter Zeit

Sechstes Kapitel - Auf dem Marktplatz

berühmten Malers Gabriel Angler, von dem schon früher die Rede gewesen. Er war der Meister des Hochaltars in der zweiten Frauenkirche, über sein Leben aber ist fast nichts Näheres bekannt.

Bis zum Anfang des XV. Jahrhunderts stand an der Stelle des heutigen (neuen) Rathhauses das Haus des Franz Impler, das um diese Zeit die Stadt käuflich an sich brachte, um in dem Erdgeschosse des Eckhauses die Trinkstube einzurichten, wie sie die meisten anderen deutschen Städte auch besassen. Uebrigens bestand eine solche in München schon viel früher, „der Stadt zu Ehren, daß ehrbar Leut, Gäst und Burger daselbst zu Kurzweil zusammen kommen mögen, wann sie wollen ihren Pfenning vertrinken.“ Sie lag mitten auf dem Marktplatz, von wo sie auf Geheiß des Kaiser Ludwig versetzt werden mußte, wobei jedoch dem Rathe der Stadt die Wahl des Platzes frei blieb. In der Trinkstube wurden ursprünglich alle Trinkgelage unter städtischer Aufsicht abgehalten und war dabei inhaltlich der „Alt- und neuen ordnunge der Stadt“ das „Zutrinken“ bei schwerer Buße untersagt. Dabei mag auch eines alten Gebrauches Erwähnung heschehen, der sich bis in die zweite Hälfte des vorigen Jahrhunderts hereinerhalten hat. Es wurde nämlich dem Landesherrn, sobald er in der Fronleichnams-Prozession an die Trink- oder Burgerstube gelangte, von dort in Becher Wein zur Labung kredenzt.

Zu Anfang unseres Jahrhunderts bestand die Trinkstube noch und war der erste Stock darüber an einen Weingastgeber vermiethet, der dort tägliche Tafel hielt und bisweilen stark besuchte Bälle gab.

Der Bau des aus Anlaß des Rathhaus-Neubaues 1866 abgebrochene Landschaftsgebäudes ward für die staatsrechtlichen Verhältnise Bayerns von weiter gehender Bedeutung. Vor 1513 bestand nämlich kein fester Sitz der „Landschaft“ genannten Landesvertretung; die Landstände besassen weder Archiv noch Registratur und waren deshalb genöthigt, nach Schluß ihrer Sitzungen die Akten irgend einem Kloster in Verwahrung zu geben, wo sie im Laufe der Zeit größtentheils zu Grunde gingen. Erst seir dem Bau des vom Landschaftskanzler und Kassier bewohnten Landschaftshauses gab es ordentlich gesammelte Akten.

Weit älter als das Landschaftsgebäude ist das ihm gegenüber stehende Haus Nr. 11 am Marienplatz, jetzt der Privatierswittwe Frau Viktoria Herdy gehörig. Dasselbe wurde naämlich schon um 1370 von dem reichen Handelsmann und Rathsherrn Hans Impler erbaut und ist jetzt neben dem Gollirhaus am Petersfreithof das älteste Haus der Stadt. Mathmaßlich war das derselbe Patrizier, den Aventin Ulrich Impler nennt und der als Günstling des Herzog Johann 1385 von den aufständischen Münchnern peinlich prozessiert und enthauptet wurde, wie wir oben gesehen haben.

Den östlichen Abschluß des Platzes bildet seit dem XIV. Jahrhundert der Rathhausbau, der sich an den älteren Thurm anlehnt, an den sich südlich das alte oder kleine Rathhaus anschließt, von dem weiterhin die Rede sein wird. An der Südseite des Platzes zeigen noch heute zwei Wandgemälde, nämlich Haus Nr. 19 (Eigenthum der Peterskirchen-Stiftung) die kolosale Figur eines fast nackten Heiligen und Haus Nr. 18 (Eigenthum des Buchbindermeisters Herrn J. B. Dettel) drei Kronen.

Was den Heiligen anbelangt, so gilt er — wohl seiner Größe halber — noch heute im Volk als der hl. Christoph, obwohl ihn die Unterschrift als hl. Onuphrius bezeichnet. Das Bild stammt aus dem Jahre 1496 und wurde 1754 und 1818 renoviert. Aber es stellt in der That weder den hl. Christoph, noch den hl. Onuphrius vor, sondern den hl. Winthir von Neuhausen, einen englischen Bauern, der um 800 am letztgenannten Orte als Einsiedler lebte.

An den „Christoph am Eiermarkt“ knüpft sich folgende Sage: Der Heilige soll einst auf seinen Wanderungen durch die Welt, so wie er am Hause abgebildet ist, nach München gekommen und über die Hochbrücke in's Thal hereingezogen sein. Und wer nachmals sein Bild sah, war selben Tages vor dem jähen Tod sicher. Auch soll er im Jahre 1659 bei einem straken Brande in der Burggasse erschienen und diesen eigenhändig gelöscht haben. Den hl. Onuphrius aber erkor Heinrich der Löwe auf seiner Fahrt nach dem heiligen Land als Schutzpatron und brachte dessen Bild und einen Theil seiner Hirnschale mit nach Hause und erließ selbe bei seinem Einzuge vor sich hertragen.

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