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München in guter alter Zeit

Zehntes Kapitel - Die Stadt in Waffen

die eigentliche Grundlage des Bürgerthums, so bildeten die Zünfte wieder den Kern der bewaffneten Macht der Stadt. In München aber waren es die Bürger, sagt man, ihre Söhne und Gesellen nicht wie das anderwärts oft der Fall war, nach den verschiedenen Zünften, sondern der uralten politischen Eintheilung der Stadt entsprechend, nach den vier Vierteln der Stadt eingetheilt und bildeten ebenso viele Fähnlein unter je einem Hauptmanne. Dies Eintheilung, welche auch die Genossen desselben Gewerbes in vier verschiedene Fähnlein vertheilte, macht es freilich schwer begreiflich, wie sich bei verschiedenen Gelegenheiten die Zünfte der Bäcker, Schlachtgewander, Schuhmacher ec. hervorthun konnten. Uebrigens bestanden die bewaffneten Bürger theils aus Fußvolk, theils aus Reitern. In Folge Alters oder Bresthaftigkeit waffenunfähiger Bürger aber hatten gewisse Beiträge an die Stadtkammer zu entrichten, welche zur Anschaffung von Waffen verwendet wurden.

Wir haben bereits früher gehört, daß im Muggenthalerthurm die Armbrusten der Stadt aufbewahrt wurden und daß dieselbe schom im XIV. Jahrhundert am Frauenfreithof ein Zeughaus besaß und im folgenden ein neues auf dem Anger erbaute, in welchem sie die Büchsen hinterlegte. Da lagen in langen Reihen Kanonen vom größten Kaliber und mit mancherlei Namen: Karthaunen, Falkaunen, Falkonette, Nothschlangen, Feldschlangen ec. Darunter eine Kanone, die war ein Werk Hans des Orgelmeisters con 1425 und wog 43 Centner und 33 Pfund; dann die „Stachlerin“, die viereinhalb Centner schwere Kugeln schoß; ferner der „Böcker“, der im Gewicht von 2 Centnern schoß; der Schermbüchse nicht zu vergessen, die über 7 Centner wog. Außerdem gab's im Zeughaus am Anger an 400 vierschiedene Büchsen sammt dazugehöriger Munition, dann große Steinschleudern, viele hundert Fußeisen, die in den Stadtgräben gelegt wurden, wenn der Feind anrückte, und Anders mehr.

Die wackeren Münchener hatten ja oft genug für die Freiheit und die Interessen ihrer Stadt zu kämpfen, wie in zahllosen Fehden mit dem auswärtigen Adel, z. B. dem Rindsmaul, dem Schenk von Geiern, den Mandorfern, dm von Oetting und von Seckendorf, dem Auer, dem Nothaft, dem Pappenheimer, dem Egker und Anderen, die der Stadt abgesagt, weil sie mit einzelnen Bewohnern derselben, mit dem Rath oder mit den in München wohnenden Herzögen in Streit und Hader gerathen waren. Letzteres geschah namentlich öfters deshalb, weil die Herzöge bei diesem oder jenem Ritter Schulden gemacht und sie nun nicht zahlen wollten oder konnten, wofür den die Stadt büßen mußte. Die hatte dann ihre liebe Noth damit, ihre in Geschäften verreisten Bürger vor den Adeligen zu schützen, die ihnen auflauerten und sie ausplünderten oder gar in die Verließe ihrer Burgen warfen. Bald schickte sie dieselben bis in ferne Länder, ja selbst nach Venedig Boten nach, sie zu warnen, oder sie gab ihnen bewaffbets Geleite mit auf den Weg oder erbat sich solches von Dritten.

Manchesmal gewannen diese Fehden einen großen Umfang, so z. B. die mit dem Ritter Gebhard von Hohenkammer bei Schrobenhausen, der die Schulden nicht zahlen wollte, welche sein Vater bei einigen Münchener Bürgern gemacht. Dem brachen die Münchner seine 1414 seine Veste Schaumburg bei Murnau, nachdem sie fast ein Vierteljahr davor gelegen. Der Gebhard von Kammer aber ließ vier Jahre später durch Mordbrenner in München Feuer legen, das einen großen Theil der Stadt verzehrte.

Mit dem Ulrich Muracher zu Flügelsberg kamen die Münchner 1405 wegen einer Geldschuld ihrer Herzöge Ernst und Wilhelm in Fehde, in der die Münchener mit ihren Schützen und Kanonen vor des Mutachers Burg Egersberg zogen und sie zerstörten.

Großen Schaden aber nahm die Stadt in ihrer Fehde mit dem Ritter Hartl Ranninger zu Ranning bei Straubing, der ihr in Folge eines Streites mit dem Wilbrecht von München im Jahre 1433 abgesagt und Mordbrenner gegen sie ausgeschickt hatte. Die legten am 1. Mai 1434 in der Prandazz- (Pranners-) Gasse Feuer und daselbe verzehrte die Promenadestraße, den Promenadenplatz und das Augustinerkloster sammt Kirche und viele Häuser an der Neuhauser- und Röhrenspecker- (nun Herzogspital-) Gasse dazu. Die Stadt kam erst zur Ruhe, als im Jahre 1438 Wilhelm von Rechberg den Ranninger im Schwäbischen gefangen nahm und in's Gefängnis warf, wofür ihm die Müncener aus Dankbarkeit einen Jagdhund verehrten.

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