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Alte Bücher

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München in guter alter Zeit

Elftes Kapitel - Das deutsche Rom.

Burgfriedensgrenze empfangen und feierlich zur Stadt geleitet wurden. Mit absonderlichem Eifer, der freilich nicht immer in religiöser Gesinnung allein seinen Grund haben mochte, wurde in Alt-München die Kirchweihe gefeiert. Dabei aber feierte  der Münchener nicht nur die Kirchweihe seiner Pfarrei, sondern auch die der benachbarten Hauskapellen, an denen, wie wir gesehen haben, nichts weniger als Mangel war. Ein Kirchweihschmaus ward gewissermassen als Ausfluß eines wohlerworbenen Rechtes betrchtet und durfte darum nicht fehlen.

Auch manche Gebräuche des Familienlebens beruhten auf der allgemein herrschenden kirchlihen Anschauung. So brachte er Vorabend des Festes der heiligen drei Könige gar vornehme Gesellschaft. Die drei frommen Potentaten, etwas braminenhaft mit langen weißen Gewändern angethan, zogen ein altes Lied singend, von Haus zu Haus und erhieten dafür ein angemessenes Geldgeschenk. Die spätere Polizei aber hatte keinen Sinn für diese Art von romantischer Poesie, sah vierlmer darin nur einen maskierten Bettel und vertrieb die fremden Majestäten aus den kurbayerischen Landen.

Zu Ende des vorigen Jahrhunderts finden wir in München auch noch Spuren des altherkömmlichen Eselrittes braver und fleißiger Knaben, mit Fähnchen in der Hand, um die Pfarrkirchen. Später hat er sich ganz und gar verloren. Er erfolgte am Morgen des Palmsonntags unter großem Zudrange besonders der Jugend, und noch vor nicht langer Zeit stand im Dunkel des Langhauses der Frauenkirche der auf Rollen gestellte  Langohr, der dort dazu benützt wude.

Vierzehn Tage vor Jakobi feierte die Jugend ihr nach dem treffenden Kalenderheiligen benanntes „Gregorifest.“ Der Ursprung desselben ist in sehr alter Zeit zu suchen. Der Schauplatz war die damalige Schießstätte, auf deren Areal jetzt der Staatsbahnhof steht. Da gab es nicht blos Küchel und Hellernudel, Törtchen und Pastetchen, Gesottenes und Gebratenes, braunes und weißes Bier, Wein  und Meth, sondern auch ein schönes Ringesspiel und einen vergoldeten Muschelwagen in dem man für einen Kreuzer eine drei Minuten dauernde Fahrt durch den Anger nächst den Salzstädeln machen durfte.

Das Gregoriusfest stammt aus dem Mittelalter, hat aber mit dem großen Papst Gregor nichts gemein als den Namen, lehnt sich viermehr wahrscheinlich an das in alter Zeit übliche Kinderfest am Gedächtnistag der unschuldigen Kindlein an. Als später die Schule für das öffentliche Leben Bedeutung gewann, scheint die Feier auf den Anfang des Schuljahres verlegt worden zu sein und Papst Gregor paßte ganz trefflich zum Patron. Zeigte man doch noch lange die Ruthe, die er in seiner Singstunde gehandhabt. Ueber die Feier in München aber steht in der „Schuelmaisteroednung“ vom Jahre 1563 Folgendes zu lesen:

„ Mit dem Gregori oderumbgeen zu St. Gregorientag soll es hinfüran noch wie vor allter her gehalten werden, und ain yedweder Schuelmaiser, mit seinen khindern denselben zu ainer freid und ergetzung züchtig umbgeen, Aber zu der malzeit, so nach dem umbgeen gehalten worden,  soll hinfüran nyemandt verpunden seyn, seine khinder zuschicken, Sonder in aines yedweden freyen Willen steen, ob er sein khindt bey dem Scheulmaister will essen und zeren lassen oder nit.“

Die Freuden des Weihnachtsfestes waren unseren Eltern dahier noch völlig unbekannt. Der Christbaum mit seinen flammenden Kerzen und den herzerfreuenden Geschenken darunter wurde erst viel später von den Protestanten aus dem Norden nach München gebracht.

Unsere Eltern kannten nur den weit weniger poetischen Nikolaus und seinen Knecht Klaubauf. Jener im vollen bischöflichen Ornate, die Insul auf dem Haupte, den Krummstab in der Hand, dieser im Pelze vermummt, besuchten am Abend des sechsten Dezembers die Kinderstuben und brachten den frommen und fleißigen Kindern Aepfel und Nüsse, den bösen und faulen aber Ruthen aus Birkenreisern. Bei Wohlhabenderen beschenkte der heilige Bischof die Kinder wohl auch mit mancherlei Spielzeug, wogegen Aermere nicht selten blos vom Klaubauf beschenkt wurden, dessen Toilette leichter beizuschaffen war.

Gleichwohl blieb Weihnachten nicht ohne eine fromme Erinnerung. Schon mehrere Wochen vorher wurden auf Bestellung die angekleideten Figuren der heiligen Familie gegen billige

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