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München in guter alter Zeit

Elftes Kapitel - Das deutsche Rom.

In hohen Ehren stand auch die Wallfahrtskapelle in Maria Eich bei Planegg. Eine Wallfahrt dahin mir Weib und Kindern nahm einen ganzen Tag in Anspruch und kehrten die Familien meist erst späten Abends, und in altherkömmlicher Weise mit grünem Eichenlaube geschmückt, zur Stadt zurück.

Die Einhalrtung der kirchlichen Vorschriften, wie z. B. der österlichen Beicht, wure seit Maximilian I. nicht blos von den Kirchen-, sondern selbst von den Staatsbehörden überwacht und unter Umständen deren Uebertretung mit strengster Strafe belegt. Das galt unter anderen namentlich vom Fastengebote. Bis zum Jahre 1480 a0 man die ganze Fasten hindurch blos in Oel zubereitete Speisen. Erst in diesem Jahre erhielt Herzog Albrecht IV. vom Papst Sixtus IV., in Erwägung daß in und München keine Oelbäume wachsen, die Befreiung von Oelspeisen, und auch nachher war der Genuß von Fleischspeisen ausgeschlossen, worüber die Polizei mit Strenge wachte. So wurden im Jahre 1585 von den Richtersknechten eine Häuser zu München des Fleischessens an Fasttagen halber visitiert. Noch drastischer ist ein Beispiel aus der Zeit des hochgebildeten und aufgeklärten Kurfürsten Karl Theodor. Als Adam Weishaupt, der Gründer des Illuminaten-Ordens, im Jahre 1785 seine Stelle als Professor an der hohen Schule zu Ingolstadt niedergelegt hatte und nach der freien Reichsstadt Regensburg übergesiedelt war, besuchten ihn dort der Stadt-Oberrichter Fischer, der Schulen-Inspektor Drexl, der Oberluitnant Kaltner von München und der Freiherr von Frauenberg und aßen auf der Rückreise an einem Fastentage im Gasthause Fleisch. Die Folge davon war, daß Kaltner von München versetzt, Frauenberg unter Verlust seiner Pension als Edelknabe von der hohen Schule zu Ingolstadt weggewiesen und Fischer und Drexl ohne richterliches Urteil ihrer Stellen entsetzt wurden.

Und diese Maßregel reaf derselbe Regent, der zwei Jahre füher den Protestanten, welche in München verstarben, einen eigenen Begräbnisplatz hatte einräumen lassen, nachdem dieselben bis dorthin bis dorthin auf den Oedungen vor dem Sendlingerthore waren begraben worden.

Im vorigen Jahrhundert erreichte der Einfluß der Geistlichkeit auf das Familienleben den Gipfelpunkt: Priester waren nicht blos in religiösen, sondern auch in weltlichen Dingen die Berather, namentlich der weiblichen Mitglieder des Haues, welche hinwiederum auf dei Männer bestimmend einwirkten. Der Eintritt eines jungen Mannes in den geistlichen Stand ward von der ganzen Familie als die höchste Ehre und das größte Glück betrachtet und gab ihr auch in den Augen aller Anderen ein bedeutendes Relief, weshalb denn auch die Feier des ersten Meßopfers zum höchsten Feste des betheiligten Familie ward.

Zum Einfluße der Geistlichkeit ist auch die außerordentliche Menge frommer Stiftungen zuzuschreiben, welche in München von jeher gemacht wurden. Gingen doch die Landesfürsten selber darin mit glänzendem Beispiele vorran. So spendeten die Herzöge Ernstb und Wilhelm im XV. Jahrhundert 457 fl. (783 M 42); Herzog Wilhelm IV. 904 fl. (1549 M 42); Kurfürst Maximilian der I.757,974 fl. (1,270,714 M 28) ohne Kapitalanweisung und 367,00 fl. (629,142 M 85) mit solcher; Kurfürst Ferdiand Maria 49,196 fl. (84,632 M 57) ohne und 23,000 fl. (39,482 M 68) mit Anweisung; Kurfürst Max Emanuel 35,000 fl. (90,379 M 91) ohne und 151,520 fl. (258,037 M 29) mit Anweisung; Kaiser Karl VII. 102,00 fl.  (174,856 M 57) ohne und 105,125 fl. (180,042 M 86) mit Kaputalanweisung; Kurfürst maximilian Joseph III. 19,900 fl. (32,571 M 72) ohne und 2000 fl. (3428 M57) mit Anweisung für fromme und Wohlthätigkeitsstiftungen. Leider läßt sich die Summe der von Albrecht V. und Wilhelm V. gereichten enormen Stiftungskapitalien jetzt nicht mehr feststellen, da namentlich Letzterer bei manchen Stiftungen seinen Namen nicht veröffentlichen ließ. Uebrigens ist dabei der frühere Geldwerth wohl in's Auge zu fassen.

Wenn die Bayern und die Münchener insbesondere von religiöser Gesinnung waren, so hatte ihnen das Beispiel ihrer Fürsten von jeher darin vorgeleuchtet. Wir wissen von der tiefen Religiosität des großen Kaisers Ludwig, und wissen, wie Herzog Albrecht III. in seinen alten Tagen als Mönch denn als Fürst lebte, wie Herzog Wilhelm IV. mit Papst Hadrian VI. ein Bündniß

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