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München in guter alter Zeit

Zwölftes Kapitel - Hof, Adel und Beamte.

einem Generalmarschall, ja sogar für zwei oder drei Rheinschiffe nich an einem Großadmiral fehlte. Mindestens ein Viertheil der Armee bestand aus Offizieren, unter denen kaum ein Bürgerlicher zu finden war.

Neben der Armee von Soldaten, die dem Lande 1,400,00 fl. (2,400,00 M) jährlich kostete, gab es noch eine Armee von 10,000 und mehr Hof- und Staatsbeamten beider Geschlechter. Darunter 85 Excellenzen, 152 geheime und gegen 1000 gewöhnliche Räthe, zum Beamtenstaat in München allein aber gehörten im Jahre 1782 nach Westenrieders Beschreibung von München nicht weniger als 3762 Personen.

Seinem großen Vorbilde Ludwig XIV. eiferte der Kurfürst auch darin nach, daß er die Zahl der Adeligen namhaft vermehrte. Wenn Vehse schreibt, er habe nicht weniger als 190 Familien in den Adelstand erhoben, so scheint er um die Hälfte hinter der wahren Ziffer zurück. Die Zahl der KAmmerherrn war bei seinem Ableben auf 600 angestiegen, vovon etwa ein Sechstel in München seinen ständigen Wohnsitz hatte.

Im Ganzen zählte der Hof im Jahre 1789 2150 Personen. Die Landjägerei war nach französischen Muster eingerichtet und bestand aus 6 bis 700 Mann und in den kurfürstlichen Marställen standen 450 Pferde, obwohl der Kurfürst schon seit der Mitte der sechziger Jahre des Schwindels halber, dem er unterworfen war, weder ritt noch jagte.

Karl Theodors häusliche Verhältnisse waren keine glücklichen. Seine Ehe mit seiner Kusine Elisabeth Auguste blieb neunzehn Jahre kinderlos. Endlich schienen sich seine Hoffnungen zu erfüllen, da gebar ihm seine Gemahlin ein todtes Kind. Die Mutter entging nur mit Mühe dem Tode und mußte sich, ärztlichem Rathe ganz entziehen, der damals erst 37 Jahre zählte und in der Vollkarft seines Lebens stand. So war es nicht zu verwundern, wenn der Kurfürst gewisse Verbindungen einging, von denen der englische Reisende William Wraxall sagt, sie hätten sich nie durch Delikatesse oder Auswahl ausgezeichnet, wohl aber eher durch die entgegengesetzten Merkmale bemerkbar gemacht.. Das Glück das ihm seine Gattin versagen mußte, suchte er in den Armen von Geliebten und hing mit rührender Zärtlichkeit an seinen natürlichen Kindern. Den Vorwurf seines Gewissens aber wußte die fromme und kluge Beredsamkeit seines Beichtvaters, des Exjesuiten P. Frank zu beschwichtigen.

Die Chronik jener tage hat uns mit seinen Geliebten bekannt gemacht. Sie nennt uns als die erste in der Reihe eine Bäckerstochter Huber aus Mannheim. Sie wurde zur Gräfin Bergstein erhoben; die zweite Josepha Seyffert, die Tochter eines Regierungskanzelisten und Schauspielerin, machte er zur Gräfin Haideck. Ihr Sohn Carl August war der besondere Liebling des Vaters, der ihm um300,000 fl. (514,286 M) die westphälische Herrschaft Bretzenheim kaufte, die Würde eines unmittelbaren Reichsfürsten verschaffte und das Großpriorat der bayerischen Maltheserordens-Zunge übertrug, mit dem ein Jahreseinkommen von 26,000 fl. (44,571 M) verbunden war. Nach seiner Uebersiedelung nach München folgte der Haideck die Gräfin Josephine von Törring-Seefeld, geb. Gräfin Minucci, und dieser die Fürstin Elisabeth Schenk von Castell.

Im Jahre 1795, ein Jahr nach dem Tode seiner gemahlin Elisabeth Auguste, vermählte sich der einundsiebzigjähige Kurfürst zum zweiten Mahle und zwar mit der siebzehnjährigen Erzherzogin Maria Leopoldine aus dem Hause Habsburg-Este und Graf Rumford veranstaltete im Auftrage seine Herrn in englischen Garten ein großes Fest.

Seit dem Einfalle der Franzosen schloß sich der Kurfürst immer mehr von seinem Volke ab, mißtraute demselben mehr als je und leiß es durch reichbesoldete Aushorcher überwachen. Der verhaßte geheime Referentar und Staatsrath von Lippert schlug an der Spitze des geheimen Ausschusses im gelben Zimmer der Reidenz sein Hauptquartier auf, erbrach oft an einem Tage hundert auf der Post zurückgehaltene Privatbriefe und besoldete einen eigenen Siegelstecher zur Herstellung falscher Siegel. Als einmal auch ein Brief des Baron von Meggenhofen erbrochen worden, der von dessen freien religiösen Ansichten Zeugniß gab, ließ der Kurfürst auf Anstiften seines Beichtvaters

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