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St. Anna-Pfarrkirche

Zauner - München in Kunst und Geschichte (1914)

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St. Anna-Pfarrkirche (amLehel), St.Annaplatz 5. 1887-92 von Gabriel Seidl erbaut - „eine Perle des romanischen Baues [SB 01].“ Auf freiem Platz, inmitten einer ummauerten Terrasse zu der 7 Freitreppen emporführen; an der Terrasse lauschiger Brunnen.

Grundriss: dreischiffige gewölbte romanische Basilika. Langhaus mit 4 Jochen; Querschiff mit halbrunder, der Weite des Mittelschiffes entsprechender Chorapsis. mit halbrunder, der Weite des Mittelschiffes entsprechender Chorapsis. Masse: Länge des Langhauses mit Querschiff 41,5 m, Höhe des Mittelschiffs bis zum Gewölbescheitel 19,7 m, Länge des Querschiffes 27 m. Als Baumaterial Muschelkalk, an diesem Bau hier in München erstmals im architektonischen Sinn angewendet [BAJ]. Stilistisch im Charakter der rheinisch-lombardischen Richtung, deren Formen in Verbindung mit dem Baumaterial aus Muschelkalk ein wunderbar malerisches Bild geben. Gegenüber der nüchternen romanischen Fassade von 1850 an der alten Klosterkirche zeigt diese neue Kirche all die künstlerischen Vorteile, die in der langen Zeit kunsthistorischer Studien die erweiterte Erkenntnis und das feinere archäologische Stilgefühl Architekten, Malern und Bildhauern wie ein späterhobenes Erbe zubrachten“ [SB 01/49].

Apsis- Wandmalerei, „Christus mit den 12 Aposteln“, in leuchtenden Temperafarben, „das bedeutsamste Werk Rudolf v. Seite“ [von Schmädel in KH 10/11]. Das Thema, schon in der altchristlichen Kunst viel verwertet, ist hier vollständig im Sinne der Gegenwart gelöst. Die Komposition zerfällt in 2 Teile: oben Gott Vater im Himmel, der Weltschöpfer, umgeben von Engeln und dem Tierkreis, dem Sinnbild des Weltalls; darunter Christus in der Mandorla thronend, den Fries (mit den Evangelistensymbolen) durchbrechend, die Füße auf die Weltkugel gestützt, so daß der Sohn Gottes ebenso dem Himmel wie der Erde angehört. Zu Füßen Jesu links die Mutter Anna, als Kirchenpatronin dominierend, „eine der schönsten Figuren, die Seitz gestaltet hat“; gegenüber Maria, die reinste Jungfrau, ihren Blick aufs Allerheiligste im Altar gewendet. Die Apostel schreiten, bald einzeln, bald in Gruppen, ernst und würdig auf den Erlöser zu. Der schmale Streifen mit den Apostelnamen leitet über zum untern Abschluß, hergestellt in Mosaikimitation; nach vorne begrenzt ein Goldrahmen mit reliefiertem Kabochonsschmuck das Gesamtwerk. Am Marienaltar „Maria mit dem Christkind“ von Ant. Pruscka, in weißem Kalkstein, Kopf und Hände aus karrarischem Marmor, bemalt; über der Maria halten 2 (holzgeschnitzte) Engel eine Krone; Ausmalung der Nische von Prof. H. Haggennrille . Am Josephsaltar die Wandfläche gut gegliedert durch die 4 Holzstatuen von A. Rruscka (von ihm auch der Crucifixus): S. Sebastian, Georg, Katharina und Barbara. An der Vorderwand des Querschiffs Fresken von Becker- Gundahl „Das Weinwunder auf der Hochzeit zu Kana“ und „die Kommunion der Apostel“, sehr neuartig aufgefaßt. Darüber die „Himmelspforte“. In den 4 Gewölbefeldem 4 Engel, von einem Sternenkranz, einheitlich zusammengehalten. Ueber dem Hauptportalgiebel der „Apokalyptische Reiter“ von Ferd. v. Miller in Lebensgröße gegossen nach Apok. 19; der Heiland reitet auf einem ungezäumten Pferd (es durch seinen Willen allein lenkend) als „König der Herrlichkeit, in der Rechten den Siegeskranz, in der Linken den Bogen (Symbole für Lohn und Strafe); über dem gekrönten Haupt eine goldne Aureole.

Zauner - München in Kunst und Geschichte (1914)