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Sagen & Geschichten aus München

Münchner Sagen & Geschichten

Vom Ursprung der Stadt München

Trautmann - Die Alt-Münchner Wahr- und Denkzeichen (Seite 1)


Weil hier folgend von den Münchner Wahr- und allerlei Denkzeichen verhandelt wird, ist es wohl billig, vom Ursprung dieser Stadt ein paar Worte verlauten zu lassen. Damit war es aber in Kurzem so beschaffen.

Als Kaiser Carolus der Große in uralten Zeiten den bayrischen Herzog Teßel vom Thron stieß und in das Kloster verwies, weil er sich nicht unter fränkische Herrschaft beugen wollte, worin man ihm unmöglich unrecht geben kann, so kamen Herzoge aus anderen Landen an das Regiment, und der Lezte derselben war Herzog Heinrich der Löwe, welcher Sachsen und Bayern zugleich inne hatte.

Mittlerweile nun Heinrich der Löwe die Herrschaft führte und auf seinen Vortheil bedacht war, bemerkte er, daß es ihm ungemein nüßlich sein möchte, wenn eine gewisse Brücke, welche bei Vöhringen über die Isar ging, statt dessen ein wenig näher zu stehen käme, da, wo jeßt München befindlich ist.

Während des Heranreifens dieser Bemerkung umgab der Herzog einen hinlänglichen Bezirk mit Gräben und Mauern, ob auch in viel engerem Raum, als wir die Spuren der Stadtmauern heut' zu Tag noch sehen. Dieß that er, um sich gehörig sicher zu stellen, denn ganz wohl war ihm bei der vorhabenden Sache doch nicht. Darauf über fiel er Anno Domini 1156 die besagte Brücke in einer stillen Nacht  - vielleicht war es aber auch am Tag, die Urkunden sind in diesem Betreff nicht so ganz genau - brach sie ab und ließ dann eine andere in der genannten Münchnergegend errichten .

Mit dieser tapferen und redlichen That erreichte er den Zweck, daß der Bischof Otto von Freisingen, dem die Brücke bei Vöhringen unten zugestanden, den Salzzoll nicht mehr erheben konnte; vielmehr alle Leute mit diesem Artikel und sonſtiger Waare über die Brüde des Heinrich reisen mußten, um weiter in's Land zu fahren, und vorher dem Herzog den Salzzoll zu erlegen hatten. Dazu kam der Marktzoll, und überdieß errichtete der Herzog nach eine Münzstätte.

Ueber alles das entstand begreiflich kein kleiner Groll und Streit, die Sache kam bis zum Kaiser Friedrich Barbarossa und Der entschied Bischof von Freisingen zu bezahlen.

Als nun Heinrich Leo seiner Sache insoweit sicher und gewiß war, zogen sich immer mehr Menschen an den Ort mit der Brücke, und statt etlicher Hütten, welche in der Gegend der heutigen, oberen Kaufingergasse standen, wuchs eine ganze Ortschaft heran. Dieser verlieh er einen eigenen Gerichtsstand und später eine Pfarrei, und mit dem Auen wurde München zu einer rechten Stadt.

Wie sehr sich nun die Nachfolger des Freisinger Bischofes, der Adalbert und ein anderer Otto bemühten, München wieder seine Bedeutung zu nehmen, ja gar zu vernichten, so half doch alles nichts mehr,sondern es kam immer mehr in Aufnahme und blühte fort und fort in guten und schlechten Zeiten, bis die Stadt, ihrer vielen schönen Kirchen und frommen Leute wegen, im vorigen Jahrhundert das "deutsche Rom" genannt wurde.

So war es mit dem Ursprung Münchens, das da schon in Mitte des zwölften Jahrhunderts entstand.

Bei alle dem verdienen die umliegenden Orte auch ihren Respekt. Denn zur selben Zeit geht schon die Rede von Ismaning, Brunnthal, Rammersdorf, Schleisheim, Neuhauſen und Hohenschäftlarn; noch hundert Jahre früher von Forstenried, Berg und Kempfenhausen; wieder früher, im zehnten Säculum, von Feldmochingen, Perlach und Mosach; noch früher, im neunten, von Alling, Sendlingen und Pullach; gar im achten von Giesingen, Hessellohe, Menzing, Pasing und Bayerbrunn. Es handelt sich also da schon um das eigentliche Uralterthum. Am allerurältesten aber ist das berühmte Dorf Drudring, denn das schreibt sich gar aus der germanischen Heidenzeit her, als noch die Druiden ihren Spuck trieben.

Von all diesen wußte ich gar Manches zu berichten, und wer weiß, lass´ ich deshalb noch eine ganz eigene Geschrift in die Welt ausgehen.

Da wird sich dann das Weitere schon ausweisen .


 Heinrich der LöweKaiser Barbarossa

Ukraine in München