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Sagen & Geschichten aus München

Münchner Sagen & Geschichten

Der Marienplatz

Die Swinburg

Raff - So lang der alte Peter... (Seite 26)


In den Kriegen Ludwigs des Bayern hatte ein Ritter mit Namen Diez von Swinburg — Andere nennen ihn Schaumberg — gar männlich und tapfer gekämpft, zumal am Tage von Ampfing sich großen Ruhm erworben. Es war aber des Kaisers Beutel zuweilen schmal, und Diez Swinburg konnte von ihm den Sold von etlichen hundert Pfennigen, den Ludwig ihm schuldete, nicht erlangen. So geschah es, daß Diez, der Ritter, in Schulden fiel, und die Gläubiger trugen dem tapfern Mann seine Habe hinweg. Da wußte er sich nicht besseren Rat, als gleich vielen seiner Art sich vom Straßenraub zu nähren, nach dem Spruch:
„Reiten und Rauben ist keine Schande,
Das tun die Besten im Lande."

Von seiner Burg konnte er vier Heerstraßen übersehen und ward ein wahrer Schrecken der Fuhrleute und Kaufherren, die mit Wagen und Gut dahinzogen. Er trieb aber das Ding so arg, daß der ganze Handel des Landes durch ihn in Gefahr kam. Darob verklagten ihn beim Kaiser die Reichsstädte Augsburg, Nürnberg, Donauwörth und Rothenburg, auch Weißenburg und Schweinfurt. Der Kaiser, als der Städte besonderer Freund und Schirmherr, erließ ein strenges Mandat gegen den Landfriedensbrecher. Diez Swinburg ward geächtet und mit Fehde überzogen; nach tapferem Widerstand fiel er mit vieren seiner besten Knechte lebendig in die Hände von Münchner Bürgern, die ihn gefangen nach München brachten.

Der Urteilsspruch gegen alle fünf lautete auf den Tod durchs Schwert.

Diez Swinburg hätte sich an die Gnade des Kaisers wenden mögen, in dem das alte Wohlwollen für ihn noch nicht erstorben war. Aber er tat es nicht. Hingegen bat er die Richter inständig um Gnade für seine vier Gesellen, die nur durch ihre Treue an ihm ins Unglück geraten seien, einer zumal, der ein junger schöner und kühner Mensch war, mit Namen Georg. Die Richter aber sprachen Nein dazu. Da tat Diez Swinburg noch ein letztes Bitten, so flehentlich, daß es aus dem Munde des alten Kriegers männiglich zu Herzen gehen mußte. Bei der Hinrichtung sollte man ihn und seine Knechte in eine Reihe stellen und ihn als Ersten enthaupten; an welchen seiner Knechte er dann mit abgeschlagenem Haupt noch vorüberlaufen könnte, die wolle der Kaiser begnadigen. Das ward dem Kaiser angesagt, und er gewährte es, so wunderlich das Ding auch klang.

Da ward Diez Swinburg getrost, kniete nieder, und der Henker schlug ihm das Haupt ab. Aber alsbald sprang er ohne Kopf auf und lief an allen vier Knechten vorüber, wonach er hinfiel und tot liegen blieb. Darnach ward er an Ort und Stelle begraben; seine Knechte aber wurden begnadigt und gingen frei aus.


 Swinburg Dietz

I.M. Mayer Kgl. Hofsattler und Kutschenfabrikant