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Sagen & Geschichten aus München

Münchner Sagen & Geschichten

Rings in der Altstadt

Unsere liebe Frau vom Herzogspital

Raff - So lang der alte Peter... (Seite 73)


Von der Michaelskirche schräg über die Straße durch die Eisenmannstraße ist es nicht weit zur ehemaligen Röhrlspeckergasse, wohin die Bewunderer der St. Michaelskirche schon aus Dankbarkeit gehen sollten, denn der Meister dieser Kirche, Friedrich de Sustris, hat dort, an Stelle des heutigen Hauses Nr. 18, sein Heim gehabt. Aber die Straße führt längst den Namen Herzogspitalstraße und das mit Stolz, wie ihre Geschichte lehrt.

Daß die Münchner und ihre Fürsten ein mitleidiges Herz für Arme und Sieche hatten, bewiesen die schon im Mittelalter reichlich vorhandenen milden Stiftungen. Es gab Elendhäuser für arme Fremde, Seelhäuser zu Nutz der Kranken und Sterbenden; neben der großen Stiftung des Heiligen Geiftspitals bestand das zu Ende des 15. Jahrhunderts errichtete Stadtbruderhaus href='../../lexikon/d_lexikon.php?fw=Stadtbruderhaus'>Stadtbruderhaus. Herzog Albrecht V. beschloß, eben im Hinblick auf das Stadtbruderhaus href='../../lexikon/d_lexikon.php?fw=Stadtbruderhaus'>Stadtbruderhaus, ein ähnliches Haus für kranke Hofbedienftete zu errichten. Sein Sohn Wilhelm V. vereinigte mit dieser väterlichen Stiftung das früher am Rochusbergl befindliche Rochusspital, das hauptsächlich für unheilbar kranke Hofdiener und arme Pilgrime bestimmt war und verlegte die ganze Anstalt in die jetzige Herzogspitalgasse. Dort hatte schon Herzog Albrecht V. eine Kirche zu Ehren der hl. Elisabeth erbauen lassen und die Anstalt ward nun nach ihren Stiftern und der Kirchpatronin „St. Elisabethen Herzogspital" genannt. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts berief Theresia Kunigunde, die zweite Gattin Max Emanuels, die Servitinnen aus Venedig nach München, deren Kloster alsdann der Kirche angebaut ward. Seit dem Jahr 1800 ward das Elisabethenspital mit dem von Maximilian I. gegründeten St. Josefspital vereinigt; und die Kirche samt dem daranstoßenden Kloster bestand fortan für sich.

Noch ehe die alte kleine Renaissancekirche durch den Umbau im Barockstil ihre heutige Gestalt empfing, gereichte ihr zum besonderen Schmucke ein großes, 1651 von Tobias Bader geschnitztes Kruzifix, unter dem die schmerzhafte Mutter Gottes stand. Anfänglich war das Kreuz mit der Madonna inmitten der Kirche aufgestellt, jedoch der Zudrang der Andächtigen gab Anlaß, daß es nach dem Umbau seinen Platz auf einem besonderen Altar an der Wand der Evangeliumsseite erhielt. Eines Tages berichtete ein frommes, davor betendes Mädchen (die zehnjährige Maria Franziska Schottl) die Wahrnehmung, daß das Bild der schmerzhaften Mutter die Augen zu dem Heiland empor und dann nach verschiedenen Seiten wandte. Das Gleiche wurde noch von mehreren Personen bezeugt, wodurch natürlich großes Aufsehen entstand. „Nach einem längeren sorgfältig geführten Prozesse" erließ der damalige Bischof von Freising, Josef Clemens, 1692 eine eigene Approbationsurkunde, in der es heißt: „daß diese wunderbare Augenwendung der schmerzhaften Bildnis Unserer Lieben Frauen in dem Herzogspital zu München und die anderen darauf folgenden Wunder (Krankenheilungen, Gebetserhörungen u. s. w.) als der Wahrheit gemäße und von der wunderthätigen Hand Gottes und seiner werthen Mutter Fürbitte herrührende Gnadenzeichen den Christgläubigen billig vorgetragen und von Jedermann können geglaubt werden."

Der schmerzhaften Muttergottes vom Herzogspital wandte seitdem vor allen anderen der Glaube und das Vertrauen der Andächtigen sich zu. Ein eigenes Büchlein handelt von den dort geschehenen Wundern und Gnadenerweisungen; im Volke hieß es, daß „die Muttergottes den Betrübten Trost ins Herz und den Sündern ins Gewissen schaut." Zu Füßen des Gnadenbildes wurden reiche Opfergaben niedergelegt, während sich die Wände mit Votivtafeln bedeckten. Zweimal hat das Bild im Laufe der Jahrhunderte seine Kirche verlasien: einmal, 1777, geschah dies unter ergreifenden Umständen. Kurfürst Max Joseph IIl., von allem Volke vielgeliebt, lag am Sterben und begehrte das Gnadenbild, zu dem er eine tiefe Andacht trug, noch ein letztes Mal zu sehen. In feierlicher Prozession wurde das Gnadenbild durch die Straßen getragen. Eine große Menge Volkes kniete zu beiden Seiten des Weges nieder und schloß sich entblößten Hauptes dem Zuge an. Alle beteten für das Leben ihres Herrschers. Die Residenz ward erreicht, und während die Volksmenge draußen harrend zurückblieb, wurde das Wunderbildnis hinein in die Krankenstube gebracht. Der Sterbende richtete sich auf und begehrte das Bild zu küssen. Es ward ihm zum Kusse gereicht, und er betete davor mit gefalteten Händen das Salve Regina. Darnach wandelte eine Schwäche ihn an, weshalb das Bild sachte entfernt ward, um die Gemütserschütterung nicht zu lange währen zu lassen. Auf die gleiche Art, wie es gekommen, trug man das Gnadenbild nach der Kirche zurück. Aber im Augenblicke, als es dort wieder auf den Altar gesetzt ward, verschied Kurfürst Max Joseph.

Die Andacht zur Muttergottes vom Herzogspital war allen Mitgliedern des Wittelsbachischen Hauses gemeinsam; ebenso unterließ Kaiser Franz Joseph von Österreich niemals, bei seinen Besuchen in München vor dem Gnadenbilde zu beten. Ein Gleiches tat, obwohl Protestantin, die Königin von Rumänien, Carmen Sylva. Übrigens ist jeder Stand, jedes Alter unter den Bittenden vertreten, die Tag für Tag den Gnadenaltar umlagern, deren geflüstertes oder stummes Flehen unablässig emporsteigt. Die Innigkeit, mit der die Münchner ihre „Herzogspitalmutter" umfaßen, steigerte sich zur Verzückung, als das Gnadenbild, wegen Erneuerung der Kirche, in den Jahren 1873 bis 1874 erst nach der St. Michaelskirche verbracht und von da in festlichem Triumphzug nach der Herzogspitalkirche zurückgeführt wurde. Inzwischen hat, aus gleichen Gründen wie damals, eine dritte Auswanderung des Gnadenbildes (nach der Damenstiftskirche) und eine Rückkehr in wiederum triumphaler Weise stattgefunden.

Jemand hat einmal gesagt, daß es Kirchen gibt, die vom Beten ganz warm sind. Unter all den vielen, zum Teil weit schöneren Kirchen Münchens ist keine so warm wie das kleine Gotteshaus in der Herzogspitalgasse.


 Sustirs FriedrichAlbrecht V. Herzog von BayernWilhelm V. Herzog von BayernSchottl Maria FranziskaMax Joseph III.

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