Alte Quellen

Ausstellungspark


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Quelle Zauner - München in Kunst und Geschichte (42)
Jahr 1914
Straße Theresienhöhe 42

Ausstellungspark, auf der Theresienhöhe. Die Münchner Kunstgewerbeschau von 1888 hatte, bei all ihren Vorteilen für das bayerische Kunsthandwerk, den Nachteil, daß ihre provisorischen Bauten unverhältnismäßig hohe Kosten verschlangen. Hierdurch belehrt, entschied man sich für die große „Ausstellung München 1908“ Dauerbauten zu schaffen aus Beton, Eisen und Glas, die alljährlich für Ausstellungen aller Art benutzt werden können. Man erwarb für das Baugelände auf der Theresienhöhe, das die Gestalt eines nach Osten offenen Hufeisens hat mit der Bavaria als Zentrum, auch das Gelände des „Landwirtschaftlichen Vereins“ samt dessen Schießstättengebäude, und errichtete darauf die große Halle mit 10000 qm Bodenfläche, eine kleinere Halle mit 3000 qm (Halle III), ein Verwaltungsgebäude, eine Hauptrestauration mit einem Saal von 1000 qm, eine kleinere Bestauration zu 200 qm. Der „Bavariapark“ durfte nicht angetastet werden und nur der südliche Bogen des Hufeisens blieb provisorischen Bauten Vorbehalten, dem „Vergnügungspark“. Der Architekt (Bert&ch) teilte schließlich die Haupthalle, mit Kücksicht auf die mehrmalige Brechung der Fluchten durch die Biegung des Hufeisens, in 2 durch einen Quertrakt verbundene parallele Hallen (Halle I und II). Vom Haupteingang gelangt man durch einen kurzen Vorhof zu den beiden Hauptplätzen, deren Querachse kräftig markiert wurde: im 1. Hof durch den Mittelvorsprung der Halle III und durch das „Münchener Künstlertheater“, im 2. Hof durch die Eingangstreppe zur Halle II und durch den Parkeingang „Figurenhain“- —

Haupteingang (Architekt Gebr. Hank). Bäume und Flaggenmasten leiten zum Portal hin, einem breiten, für den Massenverkehr gerüsteten, vierteiligen Tor; 2 pikant geschwungene Pavillons, unter deren stuckierten Gewölben die eigentlichen Eingänge liegen, scheiden das Portal von den niedrigen Schalterhallen: alles in Weiß, nur die Ziegel und die Blechdächer grau. Hauptrestaurant (Architekt Em. Seidel). Im Grundriß frei dem Bedürfnis nach entwickelt, abgeschlossen durch einfache graue Ziegeldachung mit guter Silhouette. An den Hauptbau mit dem großen Saal sind weite Hallen angelehnt mit Pavillonendungen, und zwar so, daß gegen den Wirtschaftsgarten sich hohe Oeffnungen ergeben, während gegen die Abschlußwand das Gewölbe parabelartig abfällt, um entsprechende Flächen für die großen Wandmalereien zu gewinnen; mit Kücksicht auf die Freskos wurde der Putz auf hohlliegende Babitzwandung und Binsenmatten ausgeführt, um eine rasche Trocknung zu ermöglichen; im übrigen ist der große Saal in einfachen architektonischen Linien gegliedert, rückseits durch eine Galerie abgeschlossen und am mächtigen Stuckgewölbe durch ein Fresko von Lurlw. Berterich geschmückt. Neben säle zum Kontrast farbig gehalten. Abschluß der Terrasse durch gewölbte offene Hallen mit Gemälden von Jul. Dietz und Plastiken von Jak. liradl; in den Gartenpavillons Deckenfresken von Joh. Becker-Gundahl und Fritz Frier: Malereien, die auf eine besondere Technik hinarbeiten, teils in Buntpapiermanier, teils mit kretonneartigen Mustern. Zum erstenmal wurden große Porzellanportale mit Plastiken von irof. Jos. Wackerte, und Kachelwände (von der Kgl. Porzellanmanufaktur A ymphenburg) angewandt. Gegenüber ein mächtiges Bassin mit Plastiken von H. Ilahn, Fr. Behn, K. Ebbinghaus, B. Btecher, mit liegenden Bassinfiguren von E. Kurz und Wassergestalten von L. iJasio. —

Münchner Künstlertheater, von Prof. Max Littmann zur Aufführung von Bühnenwerken (sowie als Auditorium zur Abhaltung von Konzerten, Kongressen und Vorträgen) erbaut. Bauart — mit Ausnahme der Treppenhausmauern und des Mittelbaues, die massiv sind — hauptsächlich Fachwerk, das in Babitz verputzt ist. Inder Anlage eine „Bef orm bühne“, entsprechend den in München entwickelten Beformideen für Vereinfachung des szenischen Bildes. Zuschauerraum des guten Sehfeldes halber zwischen 2 parallelen Seitenwänden amphitheatralisch gestaltet, rückwärts durch eine Logenreihe abgeschlossen. Um nicht durch eine landläufige Stuckdekoration einen massiven Bau vorzutäuschen, wurde der ganze Baum mit Holz getäfelt: an der untern Wandfläche mit graugebeiztem, intarsiengeschmückten Eichenholz (das in vertikalen, den Plafond tragenden Stützen seine Fortsetzung findet), an der obern Hälfte und am Plafond mit warm gehöhnten Fichtenholz; weitere Farben: Portal Vorhang aus blauer Gloriaseide, Klappsessel mit grünem Stoffüberzug, Lüster mit farbigem Perlenbehang. Wand- und Deckenmalerei außerhalb des Zuschauerraumes von J. Mössel. Marmorverkleidungen teils aus bayerischen (Tegernsee, Marxgrün, Kuhpolding), teils aus Tiroler Werken (Pesciatello, Biancone, Canarius). Auf den Umgängen Bronzeplastiken von H.Wadere. Spielbühne nach dem Prinzip, „daß unsere Bühne lediglich ein Böhmen für das Drama, nicht die naturgetreue Darstellung einer Oertlichkeit sein sollte“. Gliederung in 3 Abteilungen: Vorderbühne (Proszenium), Mittelbühne und Hinterbühne. Mittelbühne (der gewöhnliche Spielraum) seitlich und nach oben eingefaßt durch ein architektonisches Profil mit der Aufgabe, an Stelle der bisher üblichen Kulissen und Soffiten den Einblick nach den Seiten und nach oben zu beschränken. Architektonische Ausgestaltung dieses Profils durchaus neutral wegen der doppelten Aufgabe: mit seinen Türmen und Fenstern zum Bühnenbild zu wirken und durch einen in verschiedenen Höhen einzustellenden Plafond das Bühnenbild in verschiedene Formaten bringen zu können. Diese ganze Profileinrichtung kann aber auch als „inneres“ Proszenium eine Fortsetzung des eigentlichen Proszeniums bilden, wenn unter Benützung des hinter den Türmen angeordneten 2 Mantels die Szene sich auf der Hinterbühne abspielen soll (bei Darstellung von Fernbildern, z. B. „Faust im Himmel“, bei Aufzügen, bei schnellem Szenenwechsel, z. B. in Shakespeare-Dramen). Der rückwärtige Abschluß der Vorder- oder Mittelbühne wird erzielt durch gemalte Prospekte, die — an einen Wagen gehängt — jeweils auf einer Deckengeleisanlage laufen; deren Fortbewegung geschieht vom Bühnenboden aus durch je einen Haspelbetrieb; mit Rücksicht auf das benachbarte Standbild der „Bavaria," mußten die Höhendimensionen des Bühnenhauses beschränkt und darum auch auf einen Schnürboden verzichtet werden. Bei Benützung der Hinterbühne wird als Hintergrundprospekt ein mit 4 verschiedenen Hintergründen bemaltes Wandelpanorama benützt, das von einer Waudelwalze herab auf eine gegenüberliegende aufgewickelt wird. Nach Art von Schiebetüren konstruierte „Mauern“ ermöglichen durch mancherlei Stellungen zueinander sowie durch Beigabe von Ersatzstücken verschiedenartigste Bühnenbilder. Vor der Bühne ein versenkter und — bei Dramen ohne Musikbegleitung — völlig überdeckter Orchesterraum. Aeußeres des Hauses verputzt; Bronzekandelaber und Terrakottaschmuck von H. Dull und G. Pezold; farbige Fassung der Fassade von J. Massel.

Im Bavariapark am Haupteingang (gegenüber Halle II) 2 Kindergruppen von Knut Ackerberg, dahinter ein stilles Wasser mit einer Bronzegruppe wilder Rosse von G. Römer, als Begrenzung des Haines gegen den Park auf niedriger Mauer Tierfiguren von Th. Georgii, dazwischen holzbelegte Steinbänke zum Ruhen [SB 07 und 08], Parkkasino. 1910 vom Ausstellungsdirektorium nach den Plänen des Architekten Th. Veit als vornehmes Unterhaltungsetablissement errichtet; die ursprüngliche Idee eines Vaudevilletheaters verwirklichte sich in der Form eines Kasinos. Der in seiner Gesamtanlage schlicht wirkende ovale Hauptraum mußte dem sich in ihm abspielenden eleganten Treiben eine wirkungsvolle Folie bieten. Abweichend von der sonst üblichen Verwendung von Bühnen, Podien u. dgl. wurde hier nur eine fast längs des ganzen Saales herumlaufende Zuschauergalerie um ein 3 Stufen tiefer liegendes, den eigentlichen Betriebszwecken dienendes Parkett angelegt, auf das sich aus der erhöhten Laterne des Saalgewölbes elektrisches Bogenlicht ergießt. Die Grundstimmung der gelben Wand mit den die hohen Fenster und Türen bekleidenden grünen Vorhängen wurde durch lustigbunte Surporten Adolf Münzers belebt [BAJ; Gemelin KH 07J.


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