Alte Quellen

Tietz-Kaufhaus


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Quelle Zauner - München in Kunst und Geschichte (337)
Jahr 1914
Straße Bahnhofplatz 7

Tietz-Kaufhaus, Bahnhofplatz 7. Das älteste und derzeit auch größte Warenhaus Münchens, 1904/05 an Stelle des ehemaligen Sterngartens von Heilmann und Littmann erbaut. Bei der endgültigen Projektierung der ganzen Baumasse wurde für die Außenerscheinung einheimische Formensprache gewählt, die in der unmittelbaren Nachbarschaft des Hauptbahnhofes schon vorbereitend auf den Stadtcharakter hin weise: also Gliederung der Masse und geschlossene Wände (statt des Pfeilersystems). Für Grundriß und Aufbau waren die wichtigsten Gesichtspunkte:

a) Beschränkung des offenen Hofes auf die für den Betrieb nötige Größe und Verlegung desselben an die unbelebte Luitpoldstraße;

b) in den zum Verkauf bestimmten Geschossen eine Austeilung der Stützen in einem Netze von annähernd quadratischen Maschen;

c) eine Lage der Treppenhäuser derart, daß von keinem Punkt der oberen Verkaufsräume bis zum Ausgang nach der Treppe mehr als 25 m zurückzulegen sind, jedoch so, daß die Treppenhäuser nicht unbequem in den Raum einspringen;

d) als Verkaufsräume wurden nur das Erdgeschoß und 3 Obergeschosse zugestanden. Der Lichthof, der bei einer so großen, geschlossenen Grundfläche unbedingt notwendig ist. wurde mit voller Absicht selbständig behandelt; als Grundform wurde die Ellipse, mit eigenem Stützsystem gewählt.

Fünf Eingänge führen ins Erdgeschoß. Bei den Fassaden mußte mit denselben Mitteln gewirkt werden wie beim Kaufhaus Oberpollinger: es mußte durch hochaufstrebende Giebel, durch heruntergezogene Dachflächen, durch Zurücksetzung einzelner Achsen jene schon oben besprochene Gliederung der Masse gebracht werden. Die Gleichwertigkeit der verschiedenen Geschosse wurde durch möglichst gleichartige Fenster ausgedrückt Die Eingänge wurden äußerlich durch glasgedeckte Vordächer, der Haupteingang (Ecke Bahnhofplatz—Schützenstraße) durch eine vorgelagerte, die Höhe des Erdgeschosses überragende Halle betont.

Als Material war für den Aufbau, besonders die Säulen und Decken, Eisenbeton vorgesehen (so daß eiserne Träger und Ständer, die nachträglich irgendwie feuersicher umkleidet wurden, vermieden wurden) — ein Bausystem, bei dem die Umfassungsmauern nicht mehr tragende, sondern nur raumschließende Bauteile sind. Die Umfassungswände sind mit maschinengepreßten Stein in Zementmörtel gemauert. Die Erdgeschoßpfeiler sind ganz aus fränkischem Muschelkalk, desgleichen — unter Verwendung von Weiberner Tuffstein für die obern Teile — die Gliederungen und Schmuckteile der obern Stockwerke. Die Flächen selbst sind mit ruhigem Kalkputz versehen. Die Beschläge von Türen und Fenstern sind meist aus Bronze, die Gitter vor den Eingängen, an den Balkonen und Treppen aus Schmiedeeisen und sparsam vergoldet. Der plastische Schmuck, den das Gebäude an so hervorragendem Platze und bei seiner außerordentlichen Bauweise verlangte, ist von Julius Seidler. 

Ein besonderes Augenmerk wurde auf die äußere Erscheinung des Baues bei Nacht gerichtet. Da ein so großes Bauwerk unmöglich mit künstlichem Licht von außen wirkungsvoll zur Erscheinung kommen kann, beschränkte man die Beleuchtung durch Bogenlampen nur auf die Eingänge, ließ aber dagegen bei allen übrigen Fassadenöffnungen (Fenster) das Licht von innen herausströmen; durch Ausstattung der Fenster nun mit innerer Effektbeleuchtung, stellt sich die Flächenteilung der Fassade bei Nacht in umgekehrtem Sinn dar als bei Tag.

Lichtquellen mit offener Flamme sind im ganzen Haus vermieden. Unabhängig vom städtischen Leitungsnetz liefert eine eigene Hausanlage die nötige Elektrizität für Licht und Kraft [SB 05, 25:, BAJ 314].


 Bauwerke in München
Kaufhaus Tietz

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