Alte Quellen

Die hl. Geistkirche


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Quelle Nagler - Acht Tage in München (53)
Jahr 1863
Straße Prälat-Zistel-Straße

Die Hl. Geistkirche und das ehemalige Spital, im Thale Nr. 77 und 78, nehmen in der Geschichte einen bedeutenden Abschnitt ein, und wir haben daher in der topographischen Geschichte von München S. 29 die Hauplmomente bezeichnet. Es wurde schon 1204 an dieser Stelle ein Pilgerhaus exbaut, und 1253 legte Otto der Erlauchte den Grundstein zum Spitale. Die Kirche wurde 1268 eingeweiht, beide aber gingen 1327 durch Brand zu Grunde. Der gegenwärtige Bau ist jener, welcher nach dem Brande hergestellt wurde. Das massive gothische Gewölbe des Spitales, jetzt Produktenhalle und Stadtwaage, hat der Zeit und den späteren Feuersbrünsten getrotzt, und wir haben daher in demselben ein solides Muster des alten Gewölbebaues. Der Hintere Theil des Spitalgebäudes mit durchlaufendem Gewölbe ist nicht jünger, und man kann sogar mit Grund vermuthen, daß die vordere große Halle noch jene ist, welche nach 1253 gebaut wurde. Nach dem Brande von 1327 erfolgte dann der Hintere Anbau.

Die Kirche, eine schöne Halle mit Säulenumgang, hat 1727 leider das ehrwürdige gothische Gepräge gänzlich verloren, indem auch die Fensteröffnungen im Zopfstyl ausgemauert wurden. Die herabgeschlagenen Gewölberippen wurden von Egid Asam in Stucco überkleidet, und die dadurch gewonnenen Felder von Nikolaus Stuber und Cosmas Damian Asam in Fresco bemalt. Von Stuber sind die Werke der Barmherzigkeit an den Seitengewölben, von Asam die Hauptbilder des Mittelschiffes. Das Hochaltarbild, die Sendung des hl. Geistes, ist von Ulrich Loth gemalt. Es ersetzte schon 1630 den alten gothischen Altar. Von den Seitenaltären ist jener mit der unbefleckten Empfängniß ein Werk des Andreas Wolf von 1712. Die übrigen Seitenaltarbilder sind von Adam Müller (St. Johann von Nepomuk) Tiepolo (die vierzehn Nothhelfer) Joseph Hauber (der hl. Joseph und Christus vor der Magdalena), Augustin Albrecht und Franz Zimmermann. Eines der schönsten Bilder ist das Abendmahl des Herrn hinter dem Choraltare von unbekannter Hand. Das alterthümlich aussehende Bild des hl. Benno auf einem Pfeiler ist von einem jungen Künstler Münchens, August Bräutigam, gemalt. Die fein gemalten, aber geistlosen Darstellungen der sieben Gaben des hl. Geistes in de» Seitennischen sind das Werk des Peter Horemans von 1727.

Links vom Hochaltar ist ein altes Rundbild der hl. Jungfrau mit dem Kinde in Holz, welches durch die neue Fassung ein ziemlich modernes Ansehen erhalten hat. Es war Eigenthum der Bäckerznnft, welche 1323 das thurmartige Gebäude an der Hochbrücke Nr. 15 von Kaiser Ludwig dem Bayer zum Bruderschaftshause erhielt. Das Madonnenbild war vor der Restauration ebenfalls mit der Jahrzahl 1323 versehen, doch stimmt die Auffassung nicht für jene Zeit. Der Bäckerzunft gehörten auch die in der Kirche vorhandenen gothischen Leuchter von Holz, deren Füße der Restaurateur mit styllosen Zusätzen bereicherte. Gegenüber dem Bäckerbilde, in der Nische unweit der Sakristeithüre ist ein merkwürdiges Holzbild der hl. Maria mit dem Kinde, welches ebenfalls neu gefaßt erscheint, doch nicht mit jener Feinheit, welche die alten Meister ihren Holzsculpturen zu verleihen wußten. Das Bild stammt aus der Mitte des 15. Jahrhunderts, und befand sich ursprünglich in der Klosterkirche zu Tegernsee. Im Jahre 1620 erhielt es die Frau des Gastgebers Wolfgang Hammerthaler, nach welchem der Ammcrthaler Hof im Thal benannt ist. Die Statue war anfangs in der Hauskapelle der Hammerthalerschen Eheleute der Verehrung ausgesetzt, und wurde nach und nach in ihrer Bekleidung mit vielen Kleinodien geschmückt. Der starke Zulauf bewog aber die Eheleute zuletzt, das Bild den P. P. Augstinern zu überlassen, und somit war es von 1624—1803 in der Kirche derselben, der jetzigen Mauthhalle, als wunderthätig bekannt. Nach der Aufhebung des Klosters nahm der Besitzer des Ammerthaler Hofes das Bild zurück, und vor ungefähr zwölf Jahren ging es als Geschenk in die Hl. Geistkirche über. Die jüngere Generation weiß nicht mehr, daß in derselben ein hoch- verehrtes Heiligthum der alten Münchner sich befinde.

Oben an der Rückwand der Kirche ist das eherne Grabmonument des Herzogs Ferdinand von Bayern, des Stifters der gräflich Wartenbergischen Linie mit der Man, Pettenbeck. Es stammt aus dessen Kapelle, der St. Sebastianskirche im Rosenthale, jetzt das Haus Nr. 5. Ein Werk des Hans Krümper, fand es nach der Säkularisation der Kirche bei hl. Geist eine würdige Aufstellung. Der Herzog ist in Hochrelief in Lebensgröße vorgestellt.

Die Spitalkirchen zum hl. Geist hatten in der Regel keinen Thurm, und so war bis gegen 1730 auf dem hinteren Langhause nur ein kleiner Aufbau mit zwei Glocken. Der gegeuwärtige die Gasse verengende Thurm datirt aus der Zeit von 1730. Den Bau betrieb der Pfarrer Joseph Pirchinger, welcher 1722 investirt wurde und 1755 starb. Seiner Bemühung verdankt die Kirche ihre Entkleidung vom alten ehrwürdigen Gepräge des 13. Jahrhunderts. Das die Werke der Barmherzigkeit vorstellende Gemälde über dem Eingänge des Spitales wurde 1863 restaurirt. Es datirt aus der Zeit von 1727, und ist ein Werk des Nikolaus Stuber.


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Hl. Geist-Spital Hl. Geistkirche

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