Alte Quellen

Damenstiftkirche St. Anna


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Quelle Zauner - München in Kunst und Geschichte (59)
Jahr 1914
Straße Damenstiftstraße 1

Damenstiftkirche St. Anna, Damenstiftstr. 1. Geschichte. Die Kirche entstand aus einer durch Herzog Albrecht III. erbauten St. Annakapelle, neben welcher die Kurfürstin Adelheid, Gemahlin Ferdinand Marias, den Salesianerinnen 1668 ein Kloster errichtete, die Kirche und Kloster 1733-35 völlig neu erbauten. Als 1785 die Nonnen nach Indersdorf, bezw. Dietramszell verzogen, gründete hier die Kurfürstin Maria Anna, Witwe des Kurfürsten Max III., ein adeliges Damenstift, dessen Gebäude seit der Säkularisation Mittelschulen dient, während das Stift als Max Josephstift von Ludwig I. in die Ludwigstraße verlegt wurde [R und Rb]. 

Kunst. Kirche 1732—35 von J. B. Gunezrhainer erbaut, „ein gar feiner, eleganter Bau, würdig der Erinnerung des Kaisers Karl Albrecht. Kurfürsten von Bayern“ [Br], Grundriß ähnlich jenem der Viscardischen Dreifaltigkeitskirche (nur der Chor erweitert als Betraum der Klosterfrauen): ein Kreuz mit kurzen Armen, alles aber weniger barock und einfacher. 2 Kuppelräume mit Flachkuppeln auf je 4 mit 3/4 Säulen besetzten Pfeilern; Hauptraum quadratisch mit stumpfen, abgeschrägten Ecken; davor Eingangshalle mit 3 zwischen gedrückte Bogen gespannten Flachkuppeln; dahinter als zweitgrößter Kuppelraum der rechteckige Chor (Hochaltarraum) mit breiten Gurtbogen auf korinthischen Säulen.

Fassade (äußerlich vorbereitend) schlicht aus rötlichem Marmor; durch Pilaster auf hohem Sockel gegliedert; über dem Mittelfeld ein Segmentgiebel. Innenausstattung klar und elegant, und viel reicher und glänzender als von den ziemlich einfachen architektonischen Mitteln zu erwarten wäre: „Wie führt des Andächtigen Seele allein schon das Deckengemälde („Verherrlichung der hl. Anna“ von U. D. Asam) hinauf in befreiende Höhen! Wir folgen unwillkürlich der malerischen Prozession, die bis zum Himmel emporzusteigen scheint. Wesentlich herrscht als Farbenwert hier Gold neben Weiß, dann das Rot der Stukkosäulen der Altäre: Mäßigung liegt in allem; das macht die Kirche so vornehm — und doch in allem so ein Zauber, besonders des Nachmittags: Adolf Menzel, Gotthard Kühl und wieviele andere Koloristen haben hier gemalt!“ [Br].

In augenscheinlichem Mißverhältnis steht der schwere Prunk der Altäre, zur zierlich eleganten Stuckdekoration (von Asam) an Decke und Wänden, wo das leichte tändelnde Bandwerk des Frührokoko die Hauptrolle spielt. Auch der satte Ton des verschiedenfarbigen Marmors an den Altären macht sich zu aufdringlich gegenüber dem blendend weißen Grund ton der Mauern und den zarten Goldbrockatmalereien an den Gurtbögen. Für sich allein betrachtet aber erscheinen die 3 Altäre in den schweren, prunkenden Formen des Barocks (von Fgid Asam) als „Prachtstücke ersten Ranges“, an denen die Vortrefflichkeit des Aufbaus mit der glücklichen Verteilung des Schmuckes zu einem wirkungsvollen Ganzen sich vereint“ [Hf.]

Der Hochaltar zeigt die Vorliebe Asams für gewundene Säulen mit Stuckgewinde, für Kapitelle mit eingezogenen Voluten und flott gezeichnete Kartuschen; Altararchitektur in die Kirchenarchitektur geschickt hineingezogen: Höhe der Altarsäulen gleich jener der Wandpilaster, Fortsetzung des Gebälkes in dem durch die ganze Kirche sich ziehenden Kranzgesimse; 2 schwere, geschwungene Giebelstücke sitzen auf dem weitausladenden Gebälk über den Säulenkämpfern, worauf bewegte Engelsgestalten lagern; über dem großen Altargemälde („Heilige Anna Selbdritt“ von Rufin) prangt festlich die übliche Kartusche, auf der sich aus 2 seitlichen Volutenanschwüngen der obere Abschluß (mit einem kleinen Giebel- Oelbild) entwickelt; die beiden seitlich angeordneten lebensgroßen Stuckfiguren (St. Johann Baptist und Christus als Schmerzensmann), flott aber ziemlich flüchtig, verschwinden mehr oder minder: ihr Wert ist rein dekorativ gedacht; Mensa und Tabernakelbau lassen bereits die organische Verbindung mit dem Hochbau vermissen und werden, weil in den zarten Farben des Frührokoko gehalten, von der Wucht des sie umfassenden Barockhauses fast erdrückt. Von noch schwererer Wirkung sind die beiden großen Seitenaltäre; im Aufbau sonst ähnlich dem Hochaltar, sind die Schäfte der 2 mächtigen, vorgeschobenen Hauptsäulen nicht gewunden, sondern glatt, daher noch massiger in der Erscheinung; drückend und schwer wirken auch die großen Giebelstücke mit ihren Konsolen und Rosetten, namentlich deshalb, weil sie den Hochbau unvermittelt abschließen und weil der übliche Giebelaufsatz fehlt. Genien, auf Volutengiebel sitzend, halten einen weiten, kreisrunden Baldachin über das Altargemälde (links „Heimsuchung Mariä“ von Desmaries, rechts „Verherrlichung des hl. Franz von Sales“, von Albrecht — bestes Bild der Kirche [Altarbeschreibung nach Dr. Rich. Hoffmann, außerdem KB, W und Rh].


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{Karl Stankewitz}