Alte Quellen

Friedhof, südlicher, neuer


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Quelle Zauner - München in Kunst und Geschichte (113)
Jahr 1914
Straße Fürstenrieder Straße 288

Friedhof, südlicher, neuer oder „Waldfriedhof“ bei Holzapfelskreut, Fürstenriederstr. 278. Von Hans Grassel 1905/07 errichtet in einem gut bestandenen Nadelholzwald von 50 ha unter Durchführung einer durchgreifenden Reform auf dem Gebiet de3 Friedhofs- und zugleich des Grabmalwe3ens nach dem Leitsatz: eine gute Wirkung größerer städtischer Friedhofanlagen setzt deren Teilung in kleinere voneinander durch reichliche Anpflanzung getrennte „Einzelfriedhöfe“ voraus, die sich überblicken und künstlerisch einheitlich nach gewissen Gesichtspunkten ausgestalten lassen. Bezüglich der Grabdenkmäler macht Grassel geltend: „Der durch die Gesamtdisposition erhalten gebliebene schöne Eindruck der freien Natur das Waldes darf auch durch die auf den Grabstätten zu errichtenden Grabdenkmäler nicht gestört werden. Diese sollen in Anbetracht der meist gegebenen schmalen Grundfläche keine zu große Höhe erhalten und in ihrer Wirkung sich nicht gegenseitig beeinträchtigen, daher in den allgemeinen Gräberfeldern auch nach ihrer Art und dem Material ihrer Herstellung geordnet und gruppiert werden. Es sind die Holzschnitzer, die Schmiede und Bronzegießer zu ermuntern, ähnlich wie in frühem Zeiten sich ebenfalls mit der Herstellung von Grabdenkmälern zu befassen. Der Boden der Gräberfelder, insbesondere deren Rasendecke, soll möglichst ungeteilt erhalten bleiben; Stein-, Holz- und Eiseneinfriedigungen der einzelnen Grabstätten sind daher unzulässig; durch dieselben wird auch die Ausnützung des Bodens und die Enge der Gräber in recht unangenehmer Weise hervorgehoben und die ruhige Wirkung der Grabstätten und Grabdenkmäler verhindert. Die Formen eventuell anzulegender Grabhügel und Anpflanzungen auf den Gräbern muß sich dem Charakter des Ganzen, hier dem Waldcharakter, anpassen.“ Bezüglich des Grabschmuckes verlangt Grassel in den von ihm ausgearbeiteten bezüglichen Magistratsbestimmungen:

1. Der Wert eines Denkmals liegt nicht in dessen hohen Kosten, sondern in harmonischer Zusammenwirkung mit der Umgebung;

2. für den Waldfriedhof besonders geeignete Materialien zu Steindenkmälern sind Tuffstein, Muscheltraß, Nagelfluh, Muschelkalk, Granit und körniger Kalkstein; Carraramarmorsorten, polierte Steine und alle dunklen und schwarzen Gesteine können nur in Ausnahmsfällen zugelassen werden und ist hierfür die Lage des Grabplatzes maßgebend;

3. geeignete Materialien zu Grabdenkmälern sind ferner farbig gehaltene Schmiedeeisen, bemaltes Eichen- und Lärchenholz, und Bronzeguß in Verbindung mit Stein;

4. durch farbige Behandlung: und Vergoldung lassen sich hohe künstlerische Wirkungen erreichen;

5. die Grabsteininschrift soll als dekorative Beigabe wirken, daher insbesondere gut verteilt und nicht in aufdringlichen Farben gefaßt sein; Druck- und Sandgebläseinschriften sind unzulässig;

6. es ist darauf zu sehen, daß innerhalb der einzelnen Gräberfelder kein zu großer Wechsel der Grabmalformen stattfindet; schon Ordnung ist Schönheit; gruppenweise; und je nach ihrer Lage sollen dieselben eine künstlerische Einheit bilden und gegenseitig aufeinander Rücksicht nehmen; durch die Einzelformen kann der Individualität vollständig Rechnung getragen werden; minderwertige schablonenhafte Dutzendware ist ausgeschlossen;

7. für Bepflanzung der Gräber empfehlen sich insbesondere die verschiedenen Moosarten, Farren, Efeu, Buchs, Wacholder, Ranken von wildem Wein und Blumen — letztere in entsprechender Auswahl; „Zierformen“ von Pflanzen sind ausgeschlossen.“

Es war keine kleine Aufgabe [Staudhamrner 'in CK 10/9 „H. Grässel“], mitten unter ragenden Tannen einen umfangreichen Leichenhaus bau zu stellen, der der Trauerversammlung reichen Platz bietet und deshalb breit ausgreift, zugleich aber auch leicht wie die Baumwipfeln in die Lüfte emporsteigt; der Architekt blieb sich wohl bewußt, daß er nicht bloß ein schönes und der eigenartigen Umgebung angepaßtes Haus zu errichten hatte, sondern ein Monumentalgebäude, dem neben der Freundlichkeit Ernst und Würde nicht fehlen dürfen; köstlich sind auch die kleinen Nebengebäude, das Aufseherhaus, Gartnerhaus, Wärterhaus erfunden: die graugedeckten zeltförmigen Dächer schmiegen sich leicht unter die Bäume; sehr glücklich wird auch die in ruhiger Linie sich hinziehende Umfassungsmauer von malerischen Einbauten belebt — kürzt es existiert kein zweiter Friedhof der Welt, der in tveihevollem künstlerischem Eindruck, in der Gesamtanlage, in den Gebäuden und in den Grabstätten nur annähernd derart vollendet Harmonisches bietet wie der Münchner Waldfriedhof [CK 1. c.; SB 07/33].


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Waldfriedhof

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{Karl Stankewitz}