Veranstaltungen - Geschichte - Kunst & Denkmal
Die Kommunalgeschichte des Nationalsozialismus lenkt den Blick auf die Stadt als Herrschaftsraum der Diktatur. Hier spielte die städtische Verwaltung eine wichtige Rolle, denn die kommunalen Ämter verfügten über bedeutende Handlungsspielräume bei der Steuerung des alltäglichen Lebens in der „NS-Volksgemeinschaft“. Sie waren Dienstleister und Verfolgungsinstanzen, Agenturen sozialer Integration und Ausgrenzung, bürokratische Stützen und lokale Repräsentationen der Diktatur.
Hier setzte ein vom Stadtrat im Jahr 2009 beschlossenes, mehrstufig angelegtes Forschungsprojekt an, denn gerade München besaß für Entstehung und Aufstieg des Nationalsozialismus eine Schlüsselrolle. In Kooperation mit dem Stadtarchiv führt der Lehrstuhl für Zeitgeschichte der LMU München ein von der Landeshauptstadt finanziertes Projekt in voller wissenschaftlicher Unabhängigkeit durch. Die Untersuchungen erscheinen in der Schriftenreihe „München im Nationalsozialismus. Kommunalverwaltung und Stadtgesellschaft“ beim renommierten Wissenschaftsverlag Wallstein (Göttingen). Die ersten im Rahmen des Projekts abgeschlossenen Studien thematisierten das öffentliche Gesundheitswesen der Stadt (Annemone Christians: Amtsgewalt und Volksgesundheit, 2013) und die kommunale Sozialpolitik (Florian Wimmer: Die völkische Ordnung von Armut, 2014). Sie wurden der städtischen Öffentlichkeit bereits im Dezember 2013 im Neuen Rathaus präsentiert.
Jetzt sind drei weitere Bände anzuzeigen: Paul-Moritz Rabes mehrfach ausgezeichnete Dissertation „Die Stadt und das Geld“ (2017) bringt die Zahlenkolonnen des städtischen Haushaltsplans zum Klingen und erzählt die Geschichten, die sich hinter ihnen verbergen. Mathias Irlinger rückt „Die Versorgung der «Hauptstadt der Bewegung»“ (2018) in den Mittelpunkt seiner Untersuchung. Kommunale Infrastrukturangebote, so kann er zeigen, stärkten die Bindekräfte im NS-Regime und stabilisierten es bis in die letzten Kriegswochen.
Fast 80 Jahre nicht zu sehen war der Kulturfilm „München“ (1939), der nunmehr in Ausschnitten vorgeführt und kommentiert wird. Er verdeutlicht das Anliegen des dritten Bandes. Die Beiträge des von Margit Szöllösi-Janze herausgegebenen Sammelwerks „München im Nationalsozialismus“ (2017) werfen prägnante Schlaglichter auf die vielschichtige Imagepolitik der Stadt. Denn gerade im kulturellen Alltagshandeln begegneten und verbanden sich Machthaber, Funktionseliten und Bevölkerung, was neue Formen integrativer Partizipation und erlebter Realität schuf.
Veranstalter | Stadtarchiv München |
Datum |
14.12.2017
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Uhrzeit | 19:00 |
Treffpunkt | Rotunde, Stadtarchiv München, Winzererstraße 68 |
Anmeldung | keine Anmeldung erforderlich |
Preis | kostenfrei |
Veranstaltungsart | Buchvorstellung |