Adressbuch(1880) - Am Kosttor

Adressbuch - 1880

Beschreibung: Das Kostthor von Kaiser Ludwig dem Bayer erbaut, hieß wahrscheinlich bald nach seiner Entstehung, jedenfalls aber seit 1389 urkundlich „Graggenauerthor“, weil nämlich mit dem Beginne der Befestigungslinie von 1319 das Graggenauer Viertel (s. Plätzchen) theilweise zum Stadtinneren gezogen ward. Schon zu Anfang des 15. Jahrhunderts, wo die Graggenau das hauptsächstlichte Gebiet für Gemüsezucht (Wurzgärtnerei) bildete und sich auch die herzoglichen Wurzgärten dort befanden, entstand die Benennung „Wurzerthor“. Das letztere erst im 17. Jahrhundert nach dem Anwohner „Wurzer“ (Gärtner) aufgekommen sei, ist weniger glaubwürdig. An diesem Thore wurde täglich das von dem Patrizier Martin Riedler, Mitglied des inneren Rathes, am, am Freitage vor Judica in der fasten 1449 (28. März) gestiftete „reiche Almosen“ an sechs Arme, anfänglich jedoch nicht in Geld sondern in Naturalien vertheilt (s. Riedlerstraße). Unter der Verwaltung des Magistrats und durch verschieden Wohlhäter vermehrten sich allmächlich die Mittel für eine größere Anzahl von ausgespeisten Dürftigen, und so entstand der Name „Kost-“ oder „Brodthor“,, welcher in den gleichzeitigen Salbüchern oft vorkommt. Die Benennung blieb, obgleich zuletzt das Almosen selbst auf den Frauenfreithof übertragen wurde. Durch das Kostthor wollten die partiotischen und tapferen Oberländer-Bauern, der getroffenen Verabredung gemäß, während der Christnacht von 1705 in die Stadt dringen, un die feindlichen Oesterrreicher zu vertreiben. Im 17. Jahrhundert hatte man den, später als Schuldnergefängniß benützen „Neuthurm“ an das Kostthor angebaut (s. Nezthurmstraße). Beide erfuhren bei Anlage der Maximilianstraße noch Schonung, theilten jedoch 1872 das Schicksal des Angerthores. Die letzten Steine des Kostthores verschwanden endlich nach Vollendung der Neubauten rückwärts des Hofbräuhaus-Areales im September 1879. Ein Theil der Lokalität „am Kostthor“ gehörte früher zur „Marstallstraße“. Das ehemalige „Kostthorgäßchen“ ist schon bei Beginn der Erweiterungsbauten in der Umgebung des Thores aufgegangen. Im Nov. 1869 stellte der Magistrat den alten Namen „am Kostthor“ wieder her.


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{Karl Stankewitz}