Rambaldi(1894) - Kaufingerstraße

Rambaldi - 1894

Beschreibung: 325. Kaufingerstraße. Verbindet in nordwestlicher Richtung den Marienplatz mit der Neuhauserstraße Sie ist eine der ältesten Straßen der Stadt, ehedem durch einen Thorturm abgeschlossen, der 1300 nach einer Patrizierfamilie Kaufringer den Namen »Ehuf- ringer-Thor« erhielt, wonach sich dann auch die Benennung der Straße, gleichwie der ihrer Verlängerung bildete. Die Ehufringer, vielleicht aus Kaufering (Ehufringen) *) bei Landsberg, die ähnlich wie die Sentlinger, Freimanner, Auer, Memminger, Schongauer u. a. aus Sendling, Freimann, der Au, aus Memmingen und Schongau in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts in München vorkommen. Das Patriziergeschlecht der Ehufringer (Kaufringer) besaß in der nach ihm benannten Straße neben dem Thore ein ,,Steinhaus«. Zum erstenmale erscheint 1217 urkundlich Friedrich der Kaufringer und schon 1239 begegnet man einem Konrad Ehnfringer als Mitglied des Stadtrates. Jm 15. Jahrhundert starb das angesehene Geschlecht aus. Das »Steinhaus« der Patrizierfamilie Dichtl stand gleichfalls in dieser Straße. Auch das angesehene Geschlecht der Freimänner hatte hier seine Behausung. Der Thorturm, im Hinblick aus das Thalburgthor ursprünglich »der obere« genannt, hieß um 1360 der »öde Turm« und wurde neunzehn Jahre später wegen Baufälligkeit abgetragen, jedoch nur, um 1381 mit Malereien und Spitztürmchen nebst farbig glasierten Dachplatten geschmückt, als »schöner Turm« **) wieder zu erstehen, so wie er noch jetzt im Modell am Hause Nr. 21 der Kaufingerstraße zu sehen ist. Wegen angeblicher Bauschäden trug man 1777 die Türmchen ab, denen 1807 der Rest nachfolgte. Die Bezeichnung ,,am schönen Turm« wurde noch längere Zeit nach dessen Demolierung gebraucht. Vor dem Thore führte die »Augustinerbrücke« über den alten Stadt- graben, rechts zur Freimännergasse, links zum Obern- oder Färber- graben ***). Derselbe ist längst gänzlich überwölbt. An dieser Stelle erfuhr die Straße 1823 und 24 durch Zurücksetzung der sie hier ver- engenden Häuser Nr. 18 an der Kaufingerstraße und Nr. 1 am Färber- graben eine Erweiterung. Das Haus Nr. 17 gehörte einst dem Kloster Ettal als ein Geschenk Kaiser Ludwig des Bayern Wenn gleich Lipowsky in feiner Urgeschichte von München II, 33 sagt: »Ich werde nicht irren, wenn ich behaupte, daß gleich nach Entstehung der Stadt die Küsner ihre ersten Wohnungen in jener Straße gehabt haben, welche vom Markte nach dem oberen Thor zuführt, woher dann auch der Name »Kusringer-Gasse« (von Küssen ringen, Küssen mit Ringen, Reifsen umgeben) stammen mag« und in einer Anmerkung beifügt: ,,Wem diese Meinung mißsällt, der mag sich an die gewöhn- liche halten, gemäß welcher diese Straße ihren Namen von der Fa- milie der Kaufringer trägt«, so möchte er sich schon deshalb im Irr- kum befunden haben, weil die Bezeichnung ,,Küfer« damals nur am Rheine und in Oesterreich üblich war und man für dieses Gewerbe in München die Bezeichnung ,,Schäffler oder Schaffler« hatte (s. Schäsflerstraße).
*) Mauer, Münchener Stadtbuch S. 39; Lipowsky, Urgeschichte l, 249. **) Fr. Trautmann, Alt- Münchener Wahrzeichen S. 199 ; Jahrbuch für Münchener Geschichte IV, S. 218; Regnet V. ***) Oberbayer. Archiv XlL S. 225.


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{Karl Stankewitz}