Rambaldi(1894) - Paulanerplatz

Rambaldi - 1894

Beschreibung: 482. Paulanerplatz. Liegt zwischen der Lilien- und Quellenstraße im nordöstlichen Teile der Au. An demselben befindet sich ein zum ehemaligen Paulanerkloster gehöriges großes Gebäude. Herzog Wilhelm v. ließ 1621-—1623 in der Au in der Nähe des herzoglichen Lustschlosses Neudeck ein Gotteshaus zu Ehren des heiligen Borromäus aufführen *) das am 29. Oktober letztgenannten Jahres eingeweiht wurde. Mit demselben verband er ein Kloster, zuerst von Basilianern, dann seit 24. Februar 1629 unter seinem Sohne und Nachfolger Kurfürst Max I. von Paulanermönchen, einem vom hl. Franz von Paula gestifteten, den Franziskanern ähnlichen Orden, bewohnt, die auch die eben neu errichtete »Pfarrei Neudegg« übernahmen. Letztere erwarben bald in der Au ausgedehnte Besitzungen auch gestaltete der damalige Landesherr, Kurfürst Max I., den Paulanern den Bau eines Bräuhauses, in welchem sie alljährlich vor Ostern das sogenannte Salvatorbier, eigentlich »Seligenvaterbier«, weil das Kloster dieses besonders starke Bier am Tage seines Ordensstifters oder »seligen Vaters« (4. April) den Herren und Gästen verabreichte, brauten. Derselbe Herzog legte auch am Garteil des Brauhauses einen großen »Stock« an. in dem sie Mietleute nahmen wodurch sie sich ihren Unterhalt unbekümmerter verschaffen konnten, weil die Zahl der Väter auf 16 gestiegen war. Dieses Gebäude ist noch heut zu Tage unter dem Namen »Paulanerstock« bekannt. Das Kloster wurde 1799 aufgehoben und 1807 das Strafarbeitshaus hinein verlegt; die Brauerei mit dem Recht, Salvatorbier zu brauen, ging auf die Bierbrauerei Zacherl und später auf die Gebrüder Schmederer über. Die heutige Benennung des Platzes ist seit 10. Juli, resp. 1. September 1857 amtlich. Er hieß früher ,,Färbergasse«, zuletzt kurzweg «Platz«, auch ,,am Platzl« ; ein Teil desselben gehörte zum ,,Fürstenweg«.

*) Matthias Anders, S. 84.


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{Karl Stankewitz}