Rambaldi(1894) - Theatinerstraße

Rambaldi - 1894

Beschreibung: 651. Theatinerstraße. Beginnt, die Verlängerung der Weinstraße bildend, nächst der k. Polizeidirektion und endet am Anfange der Briennerstraße und des Odeonsplatzes. Unter dem Kurfürsten Ferdinand Maria, dessen kunstsinnige Gemahlin Henriette Adelheid eine Prinzessin von Savoyen war und gerne Italiener, ihre Landsleute, bei Hofe sah, wurde den Theatinern, einem aus Theata oder Chiati im Neapolitanischen stammenden Mönchsorden, infolge eines Gelübdes, eine Kirche und ein Kloster an der Straße gebaut, die man später nach ihnen Theatinerstraße benannte *) Der Baumeister, der in den Jahren 1663—75 im überreichen Renaissacestil erbauten, dem hl. Kajetan geweihten Hofkirche, welche am 11. Juli 1675 die Weihe empfing, war Augustin Barella aus Bologna, die Türme ausgenommen, welche 1696 von Johann Anton Viscardi erbaut, und ebenso Facade und Portal, die nach Franz von Cuvillies Entwurf erst 1767 hergestellt wurden. — Die Theatinermönche waren häufig adeliger Abkunft und sollten von Almosen leben, aber gleichwohl nicht betteln sondern auf freiwillige Gaben warten ; überhaupt hatten sie ein Leben von apostolischer Einfachheit zu führen. Wenn die Lebensmittel gänzlich ausgegangen waren, und sie aufs äußerste Mangel litten, durften sie es der Nachbarschaft durch Läuten eines Glöckchens zu erkennen geben; doch soll dies in München während der Zeit ihres Hierseins nur zweimal nötig geworden sein. Das Theatinerkloster wurde gleich wie andere Klöster, deren es damals in München sehr viele gab, von der kurfürstlichen Regierung 1803 aufgehoben, und das Klostervermögen als Entschädigung für die an Frankreich abgegebenen pfälzischen Länder eingezogen. Die Straße hieß früher ,,äußere« oder »hintere Schwabingergasse,« zuletzt auch ,,Theatiner-Schwabingergasse.« Außer der oben abgehandelten Theatiner-Hofkirche zum hl. Kajetan, in welcher die dritte Fürstengruft angebracht ist, und dem früheren Kloster der Theatiner, Gebäude Nr. 20, in welchem sich die Bureaus des k. Staatsministeriums des Inneren befinden, sind zu erwähnen: Nr. 8. Stadt-Kommandantschafts-, früher Post-Direktionsgebände. Nr. 11. Der bayer. Hypotheken- und Wechselbank gehörig. Dasselbe war ehedem gräflich Fugger’sches Palais; von Kurfürst Max Joseph erkauft, und nach Cuvillies Zeichnung neuerbaut, zur Unterbringung der Hofbibliothek von 1759—1784 hatte die Akademie der Wissenschaften ihren Sitz im zweiten Stocke dieses Hauses. Später wurde es vom Fürsten Brezenheim, Herzog Wilhelm und Herzog von Leuchtenberg bewohnt. Nr. 12. Gleichfalls der bayerischen Hypotheken- und Wechselbank gehörig, einst im Besitze des Malers Ulrich Loth (+ 1660). Das ehemalige Schwabinger-Thor wurde bereits beim Residenzplatz besprochen.

*) Vgl. Franz Trautmann, Alt-Münchner Wahr- und Denkzeichen S. 130 und ff.


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{Karl Stankewitz}