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München in guter alter Zeit

Erstes Kapitel - Von der Stadt Lage, Ursprung und Gestalt

namentlich die äußere Stadtmauer entstanden sein, hinter welcher der Zwinger lag. Die Thore wurden mit in mehreren Winkeln angelegten Zugängen versehen, und außerhalb der Wälle hob man einen tiefen Graben aus.

Erst im Jahr 1791  kam der Gedanke, daß die dicht am hohen und sie völlig beherrschenden Stromufer liegende Hauptstadt nicht länger eine fortifikatorische Bedeutung haben könne, zu praktischer Geltung: Kurfürst Karl Theodor dekretierte, München habe aufgehört eine Festung zu sein. Aber natürlich wurden auch da nicht mit einem Male die Wälle nieder- und die Gräben trocken gelegt und ausgefüllt. Dicht vor den Toren aber lagen noch bis ins XIX. Jahrhundert herein fette Krautgärten und Gedreidefeldern abwechselnd, zwischen denen sich vereinzelnde Gehöfte und Landhäuser erhoben.

Die Befestigungswerke mit ihren beiden von zahlreichen Thürmen unterbrochenen Mauer-Ringen und den Basteien zwischen zwei Wassergräben begannen nördlich vom Hofgarten beim Schwabinger Thor, zogen sich den heutigen Maximiliansplatz zum Frauenthor und fernen zum Neuhauser- (jetzt Karls-) Thor hinauf, folgten dann der heutigen Sonnenstraße zum Sendlingerthor, wendeten sich beim Angerthor wieder nördlich, am Einlaß- und Isarthor vorüber ziehend, und kehren um das Kostthor herum zu ihrem Ausgangspunkte zurück, hielten also genau die Umgürtung der Stadt mit Mauern durch Ludwig den Strengen und Kaiser Ludwig ein. Diese Werke wurden nur am Schwabinger-, Neuhauser-, Sendlinger-, Einlaß- und Isarthor von Aus- und Zugängen durchbrochen.

Längs der inneren Stadtmauern lief rings um die Stadt ein bedeckter Gang, der von der Herzog-Max-Burg bis zur Hauptresidenz der „Hofgang” genannt wurde.

Zwischen der inneren und äußeren Stadtmauer aber lagen  die sogenannten „Zwinger” die den Bürgermeistern der Stadt zur Nutznießung überwiesen waren und schöne Gärten enthielten. Am Fronleichnamtag aber war es Jedermann gestattet, sie zu besuchen. Außerhalb der zweiten (äußeren) Stadtmauer kam ein ziemlich breiten und tiefer Stadtgraben, der immer mit fließendem Wasser aus der Isar gefüllt war, dann folgte auf einer Erhöhung die innere Straße, um welche wiederum ein Kanl gezogen war. Und von allen Thoren weg waren Alleen, von hohem italienschen Pappeln gezogehn, angelegt.

Von den sogenannten Thoren hatte das kleinste, das Einlaßthor, für den Verkehr hervorragende Bedeutung. Und zwar deshalb:

Die Stadtthore wurden nämlich im Winter um 9, im Sommer um 10 Uhr geschlossen, so daß, wer später kam, nur beim sogenannten Einlaß in die Stadt gelangen konnte, wo dann für jede Person, für jedes Pferd und jeden Hund6 Kreuzer (18 Pfenninge) erlegt werden mußten. Das war die große Thorsperre und das Zeichen dazu gab das Läuten der sogenannten Sperrglocke von der Frauenkirche aus. Daneben bestand noch die kleinere, nach welche die Thore zwar noch freigelassen, von jeder Person aber 1Kreuzer (3 Pfennige) und von jedem Pferde 2 Kreuzer (6 Pfennige) gefordert wurden. Sie erfolgte jedesmal beim Abendgebetläuten, also zwischen 5 und halb 9 Uhr, je nach der Jahreszeit wechselnd.

Von der Bezahlung des Sperrkreuzers wurden indeß im Jahre 1797 die Bewohner der eben im Entstehen begriffenen Schönfeldvorstadt wie des Karlsthor-Rondels in Folge besonderer Berücksichtigung befreit, ein Jahr später aber der Stadtkreuzer unter Beibehaltung der Thorsperre gänzlich aufgehoben, als „bei wachsamer Polizei unnöthig”.

Uebrigens hatte der Eintritt in die Stadt auch bei hellem Tage seine Umständlichkeit.

Man kam zuerst an eine Barriere, deren Wache dem Fremden seinen Reisepaß uns sonstigen Ausweispapiere abnahm, um sie vom Wachkommandanten sorgfältig prüfen zu lassen.  Dann gings — vorausgesetzt das die Papiere in Ordnung befunden worden waren — über eine Brücke, unter der ein Isarkanal durchfloß, der den äußeren Wassergraben bildete. Hierauf folgte die Wachstube und das Zollhäußchen, unmittelbar dahinter ein dunkler Bogeneingang als Öeffnung des Walles, der zu beiden Seiten von Basteien flankiert war. Darauf passierte man einen zweiten Graben , den

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