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München in guter alter Zeit

Erstes Kapitel - Von der Stadt Lage, Ursprung und Gestalt

sogenannten Stadtgraben, an dessen innerer Seite sich zunächst eine niedere und und weithin eine weit höhere Backsteinmauer erhob, zwischen denen sich die erwähnten Zwinger hinzogen.

Die Hauptthore zeigen durchgehend noch das im XIV. Jahrhundert üblich gewesene Barbakan-System: nach außen erhoben sich — noch wie heut am Isarthor ersichtlich — beiderseit hohe vier- oder sechseckige Thürme mit Schießscharten und Parapetmauern und hingen durch eine gleiche Mittelmauer zusammen, welche die erste Einfahrt und eine kleine Oeffnung für Fußgänger enthielt. Dann folgte nach etwa zehn bis zwölf Schritten ein innerer Thurm, weit über die beiden Außenthürme hinwegragend, aber von gleicher Bauweise und wie sie mit Parapetmauern schließend. Wie die äußeren Thürme mit der äußeren, so hing der innere oder Hauptthurm mit der inneren höheren Mauer zusammen, alle aber waren unter sich durch breite, um die ganze innere Ringmauer fortlaufende Wehrgänge verbunden und beide Mauerringe endlich von Wachthürmen mit Zinnen unterbrochen.

Die beiden Hauptgassen, welche vom Neuhauser- bis zum Isarthor und vom Schwabinger- bis zum Sendlingerthor das alte München durchschneiden, kreuzten sich auf dem Hauptplatze oder Markt und theilen es so aufs natürlichste in vier ziemlich gleich große Theile, in das Hackenviertel zwischen dem Sendlinger- und Neuhauserthor, in das Kreuzviertel zwischen dem Neuhauser- und Schwabingerthor- und Isarthor und in das Angerviertel zwischen dem Isar- und Sendlingerthor.

Diese Viertheilung lag auch der altherkömmlichen polizeilichen Eintheilung der Stadt zu Grunde, während die Hauptheilung der Stadt von Ost nach West Anlaß gab, nach ihr die Grenzen der beiden Stadtsprengel zu St. Peter und U. L. Frau zu ziehen. In gleicher Weise hieß der heutige Marienplatz an seiner Südseite der Platz Petri und an der Nordsseite Platz Mariä. Dieselbe Bezeichnung war im Thal üblich: Man sprach vom Thal Petri und vom Thal Mariä.

Die Bauart der Wohnhäuser wich in der zweiten Hälfte des XVIII. Jahrhunderts von der heutigen in so weit ab. als viele derselben noch mit Giebeldächern versehen waren. Auch kam es bis in unser Jahrhundert herein noch vor, daß an dem einen oder anderen Haus die Treppe nach dem oberen Stockwerk außen an der Straße angebracht war, insbesondere an sogenannten Herbergshäusern, deren einzelne Theile Eigenthum verschiedener Personen waren; selbst auf dem heutigen Marienplatze befand sich noch 1803 ein derartig gebautes Haus.

Dabei waren symmetrische Häuserreihen auch damals noch selten genug. Meist schienen die Häuser wie durch Zufall zusammen getragen und nicht selten überragte das eine Nachbarhaus die Dachspitze des anderen um ein ganzes Stockwerk. Das galt namentlich von den abgelegenen und engeren Straßen der sogenannten äußeren Stadt, d. h. der Stadtheile, welche außerhalb der älteren Thore lagen.

Gegen das Ende des vorigen Jahrhunderts hatte München etwa elfhundert Häuser aufzuweisen, und darunter viele stattliche, so namentlich in der Theatiner-, Residenz-, Pranners- und Promenadestraße ec; diese Straßen trugen einen entschiedenen aristokratischen Charakter. Dort standen die Paläste der Grafen Lamberg, Rambaldi, Taufkirchen, Spreti, Heimhausen, von der Waal, Lösch, Lodron, Larosee, Lerchenfeld, Berchem, Minucci, Waldkirch, der Freiherren von Segester, Perglas, Hertling und Anderer vom bayerischen Adel, die wenigsten den Winter am Hofe zubrachten, wenn sie auch den Sommer über auf ihren Gütern lebten.

Boten jene Paläste durch ihre Stattlichkeit oder die Schönheit ihrer architektonischen Verhältnisse einen würdigen Anblick, so liebten es Bürger und Gemeinde schon seit alter Zeit, ihre Häuser mit nicht selten werthvollen Wandgemälden zu schmücken. So zeigte die von Pteer Candid gemalte Fronte des „Claudi Cleer-Hauses” an der Kaufingergasse in reicher Composition den Raub der Sabinerinnen und vielfache Allegorien auf den Handel, dem sich die Besitzer des Hauses seit mehr als hundert Jahren widmeten.

Joachim von Sandrart, einer der geschätztesten Kunstschriftsteller seiner Zeit und selber ein tüchtiger Maler, schrieb üner das erwähnte Bild: „Es ist von so großer Würde in seinem Wesen”

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