Alte Quellen

Friedhof, östlicher


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Quelle Zauner - München in Kunst und Geschichte (112)
Jahr 1914

Friedhof, östlicher. St. Martinsplatz 1. Von Hans Grassel 1894—1900; „sowohl nach der künstlerischen wie praktischen Seite eine Sehenswürdigkeit Deutschlands; wie mit ausgebreiteten Armen, versinnbildet durch die beiden Flügelbauten, nimmt der Friedhof den Toten auf und preßt ihn fest an Herz (die Säulenhalle), die er nun zur ewigen Euhe durchwandert“. Gebäudekomplex weithin gestreckt, harmonisch gegliedert; seine innern Zwecke in der Außenarchitektur naturgemäß ausgedrückt. Kuppelbau der Aussegnungshalle alles beherrschend ; Seitenteile mit den Leichenhallen für Aufbahrung, Verwaltung und Geistlichkeit aufs schönste an den Mittelbau durch Säulengänge und durch die horizontale Dachlinie angegliedert. Vor den Leichenhallen offene Wandelgänge; an den Wänden stilvoll gestaltete Bänke, Postamente mit Vasen und Urnen geschickt gruppiert. Leichenhallen in Basilikaform; dadurch indirektes Licht des hohen Mittelraums (für die Leichen) durch oben angebrachten Seitenfenster; Trennung des ganzen Baumes in 3 lange Abteilungen: Vorderteil als Wandelgang für das Publikum zur Besichtigung der Toten; Mittelraum für die Aufbahrung der Leichen, von ersterm durch große Glasscheiben getrennt; Hinterraum, durch Mattfenster abgeschlossen, für Ein- und Ausschaffen der Leichen; Aufbahrungsraum in Felder geteilt und von Pilaster zu Pilaster für 1 Leiche eingerichtet: bei einem Begräbnis verschwindet der noch offene Sarg langsam hinter den Blumen und so bleibt den Angehörigen der traurige Anblick des Sargschließens, das hinter den Mattglasfenstern vorgenommen wird, erspart. Aussegnungshalle „ein glänzendes Zeugnis für die Kunstbetätigung der Stadt München und für das architektonische und dekorative Genie Grässelsu; Gesamtwirkung, besonders bei geschlossenen Türen, „von einer ernsten Schönheit und religiösen Feierlichkeit ohne gleichen.“ Botunde 20 m weit und 25 m hoch; im rückwärtigen Teil in den Ecken des Grundquadrates halbkreisförmige Nischen, belichtet von der 5 m breiten Oberlichtöffnung im Zenit der Kuppel; über den kurz vor der Aussegnung in den Nischen aufgebahrten Leichen schweben Oellämpchen, von Tauben gehalten als Zeichen der Unsterblichkeit; darüber erstrahlt in goldigem Schimmer als Zeichen des Trostes das Kreuz. Metallbeschlagene Tore, mit großer Liebe und Kunst behandelt; daran ein- gepunzte Darstellungen aus der hl. Schrift. Im Kuppelraum das ..Himmlische Jerusalem“, ausgezeichnetes Gemälde von Jos. Guntermann, nach Hebr. 12, 22; „Ihr aber seid hingetreten zum Berge Sion, zur Stadt des lebendigen Gottes, zum himmlischen Jerusalem, zur Menge vieler tausend Engel, zu Gott, dem Bichter aller, zu den Geistern der Gerechtigkeit und zu Jesus, dem Mittler des Neuen Bundes“. Am Außenfries die Schriftworte: „Statutum est hominibus mori“ [CK 10/9 Staudhammer über „H. Grässel“; SB 00/9]. Vgl. Abbildung 24.


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{Karl Stankewitz}